Jasna Góra

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Freitag, 3. April 2015

Karfreitag


In Deutschland habe ich ja so meine Probleme mit dem Karfreitag. Es ist doch alles sehr nüchtern und distanziert. Das fängt schon damit an, dass in Deutschland (jedenfalls in den Pfarreien, die ich bisher besucht habe) die Kreuzverehrung "nur" durch eine Kniebeuge ausgedrückt wird.
In anderen Ländern macht man ja nicht nur eine Kniebeuge, sondern man küsst dem Herrn die Füße.

2010 war ich zu Ostern in Kroatien und durfte also dort zum ersten Mal in meinem Leben den Heiland die Füße küssen. Ich merkte, dass diese Art der Kreuzverehrung viel stärker auf mich zurück wirkt, als die distanzierte Kniebeuge. Es trifft mich tief im Innersten, wenn ich dem Heiland, der so gelitten hat, der für mich so gelitten hat, die Füße küsse.

In Polen darf man auch immer die Füße des Herrn küssen. In der Kathedrale von Siedlce dauerte die Kreuzverehrung übringens eine halbe Stunde, weil so viele Leute da waren. In Warschau, Posen und anderen Städten wird am Abend ein riesiges Kreuz durch die ganze Stadt getragen. Hier sind Bilder dazu. Diese großen Kreuzwege durch die Städte sind übrigens erst in den letzten Jahren entstanden und sehr populär. In Kalwaria Zebrzydowska wird der Kreuzweg nachgestellt. Hier sind Bilder dazu. Das sind aber keine Passionsspiele, sondern es ist wirklich eine Kreuzwegandacht. Die Polen nennen es Misterium.

Was mir in Polen auch sehr gefallen hat, war der Brauch, ein Grab aufzubauen. Da liegt dann ein fast lebensgroßer Jesus drin und man kann nach der Liturgie am Karfreitag und den ganzen Karsamstag Anbetung halten. Oft stehen da auch Sprüche drüber, wie z.B. "Das große Geheimnis des Glaubens". Die Anbetung ist ununterbrochen, also es ist immer jemand da am Grab, auch in der Nacht zum Karsamstag. Hier gibt es Bilder dazu.

Puristen werden sich wohl an diesen polnischen Ostergräbern stören, es wird nämlich das Allerheiligste in einer verschleierten Monstranz darüber gestellt, was nicht den liturgischen Vorschriften entspricht (glaube ich jedenfalls). Mir gefällt das aber trotzdem sehr, weil dann der Leib des Herrn über dem Leib (Leichnam) des Herrn steht.

In unserer Pfarrei wird irgendwie immer so sehr die Abwesenheit Gottes am Karfreitag und Karsamstag betont. Mir gefällt das nicht so. Er ist ja nicht abwesend! Er war auch vor 2000 Jahren nicht abwesend. Natürlich drückt der Karsamstag eine Leere aus, eine Ungewissheit. Aber der leere Tabernakel ist ja doch irgendwie schon ein Hinweis auf den Ostersonntag, auf das leere Grab. 

Jetzt poste ich noch mein Lieblingslied:




Der Jesus in dem Bild heißt "bekümmerter Jesus". Diese Figur ist in Polen sehr populär, man findet sie fast auf jedem Schreibtisch, in Wegkapellen, Bildstöcken... Der geschundene Jesus sinnt über die Menschheit nach. Den Fuß hat er meist auf einem Stein oder Totenschädel. Dies soll den Kopf Adams symbolisieren.

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