Jasna Góra

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Mittwoch, 5. Juli 2017

Ein aufrechter Hirte

Den aufmerksamen Leserinnen und Lesern dieses Blogs ist vielleicht nicht entgangen, dass die Autorin dieses Blogs den ehemaligen Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meisner, sehr schätzt.

Nun durfte ich heute morgen erfahren, dass Kardinal Meisner heute früh heimgegangen ist.

Diese Nachricht hat mich nun doch etwas überfahren. Ausgerechnet jetzt, wo die Kirche sich in so stürmischem Fahrwasser befindet und Kardinal Meisner für mich noch eine Art Fels in der Brandung war...

Kardinal Meisner hat eine Biographie, die stark von den politischen Erschütterungen des 20. Jahrhunderts geprägt ist. Am Weihnachtstag des Jahres 1933 geboren, verlor er im Zweiten Weltkrieg den Vater. Mit seiner Mutter und seinen Brüdern musste er 1945 aus Breslau fliehen.

Die Familie landete in Thüringen und somit nicht nur in der katholischen Diaspora, sondern auch in einem Staat, der den christlichen Glauben systematisch unterdrückte.

1980 wurde er Bischof von Berlin, der geteilten Stadt und 1988, ein Jahr vor dem Mauerfall, schließlich Erzbischof von Köln. 

Kardinal Meisner war sicher ein Bischof mit Ecken und Kanten, einer, an dem man sich auch reiben konnte. Genau das habe ich aber geschätzt, denn dazu ist ein Priester da, oder nicht? 
"Es ist Zeit, dass ihr uns Priestern und Bischöfen mutig sagt: Euer verständnisvoller Stil, der unser Leben weichspült, gefällt uns nicht. Es gefällt uns nicht, dass ihr nicht mehr den Mut habt, Anforderungen an uns zu stellen. Wenn ihr in uns Fehler seht, dann korrigiert sie. Wir wollen nicht solche Seelsorger, die nicht den Mut haben, Anforderungen an uns zu stellen." (Stefan Wyszynski
Meisner hatte Charakter. Er war keiner, der sich wegduckt. Den Kommunisten trat er ebenso unerschrocken entgegen, wie den (west-)deutschen Mainstreammedien.

Auch hat er nie die vertrauensvolle, ja fast schon kindliche (das ist positiv gemeint, so wie Pater Kentenich immer gesagt, hat, wir sollen ein Kind vor Gott bleiben) Frömmigkeit der einfachen Gläubigen verloren.

Er hat die Probleme und Missstände der heutigen Zeit klar benannt und war dabei doch kein Pessimist. Ich habe wirklich das Gefühl gehabt, da schöpft einer aus der tiefen Kraft des Glaubens.

Auch auf Grund seiner persönlichen Geschichte hatte Kardinal Meisner gute Kontakte zur Kirche in Osteuropa, vor allem in Polen. Johannes Paul II. kannte er noch aus dessen Zeit als Erzbischof von Krakau. Sehr gerne hat Kardinal Meisner einen Satz von Kardinal Wyszynski zitiert: "Wir wollen Löcher in die Erde knien."

Und so bin ich mir sicher, dass Kardinal Meisner nun zusammen mit Johannes Paul II., zusammen mit Kardinal Wyszynski, mit Kardinal Myndszenty und vielen anderen Fürsprache für uns einlegen wird, bei Gott, dem Herrn.