Jasna Góra

Jasna Góra

Donnerstag, 30. Oktober 2014

:)


Blume

Komancza 1956




In Komancza stand Stefan Wyszynski etwa ein Jahr lang unter Hausarrest. 1953 war Wyszynski von der kommunistischen Geheimpolizei verhaftet und verschleppt worden. 1955 wurde die Haft dann in einen Hausarrest umgewandelt und er wurde nach Komancza gebracht. Im Oktober 1956 wurde er wieder freigelassen.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

For Greater Glory/ Cristiada

Heute würde ich gerne einen Film vorstellen, den man sich sehr gut zum Christkönigsfest anschauen kann. Der englische Titel lautet: For Greater Glory. Der polnische Titel: Christiada.










Der Film spielt im Mexiko der 1920er Jahre und zeigt eine wahre Geschichte: Präsident Plutarco Calles (Sozialist) ging gewaltsam gegen den katholischen Glauben vor. Kirchen wurden gesprengt, Priester ermordet und gläubige Bauern erhängt. In dieser Situation fanden sich Gläubige zusammen, die den Glauben verteidigen wollten. Sie nannten sich Cristeros und kämpften gegen die staatlichen Truppen. Ihr Motto: Viva Cristo Rey. José Luis Sánchez - auch José Sánchez del Rio - war 13 Jahre alt und schloss sich den Cristeros an. Eines Tages wurde er von den staatlichen Truppen geschnappt, grausam gefoltert und sollte dem Glauben abschwören. Doch der Junge blieb standhaft und wurde schließlich erschossen. Im Jahre 2005 wurde er seliggesprochen.

Der Film ist zwar streckenweise sehr brutal (nichts für zarte Gemüter), ich finde ihn aber total sehenswert und sehr beeindruckend.

Ich habe den Film in Polen bei meinen Freunden geschaut. Wenige Wochen später fragte eine polnische Nonne mich, ob ich den Film gesehen haben. Als ich bejahte, sagte sie, der Film habe sie sehr beeindruckt. Besonders das Zeugnis von José. "Wie oft verleugnen wir heute Jesus nur deswegen, weil wir Angst haben, verspottet zu werden. Und dieser kleine Junge hat trotz Folter an Jesus festgehalten."

Übrigens habe ich mich darüber gewundert, warum der Film in Polen so populär ist und sogar in den Kinos lief, während in Deutschland kein Mensche den Film kennt. Er lief hier ja auch gar nicht in den Kinos. Nachdem ich den Film gesehen hatte, war mir alles klar. Der heldenhafte Kampf für Gott, Ehre, Vaterland und für die Freiheit; die Bereitschaft, für diese Werte das eigene Leben zu opfern; das ist total polnisch!

Tatsächlich ist sogar die Wissenschaft der Meinung, dass es nur ein Land auf der Welt gibt, in dem ein Marienheiligtum eine ähnliche historische Bedeutung hat, wie in Polen, und das ist eben Mexiko. Was für Polen Tschenstochau ist, ist für Mexiko Guadalupe.

Die World Socialist Web Site beklagt übrigens, dass es sich bei diesem Fillm um Geschichtsklitterung handle, da die Katholische Kirche in diesem Film "weißgewaschen" würde. Also ehrlich gesagt, ich habe nicht den Eindruck, dass die modernen Medien die Katholische Kirche zu positiv darstellen. Eher ist das Gegenteil der Fall. Umso mehr gefällt es mir, dass hier mal ein Film vorliegt, der mal nicht versucht, die Katholische Kirche in ein schlechtes Licht zu rücken.

Samstag, 25. Oktober 2014

Neulich

Neulich fuhr ich mit einer Kommilitonin auf ein Stipendiatenwochenende von meiner Studienstiftung. Nun ist das mit diesen Stipendiatenwochenenden immer so eine Sache. Die großen Studienstiftungen schreiben immer, wie wunderbar die Stipendiaten sich auf solchen Wochenenden "vernetzen" können. In der Theorie ist das sicherlich eine gute Sache, in der Praxis allerdings kaum möglich, zumindest für mich als Hörgeschädigte nicht.

Bei den Vorträgen und Diskussionen solcher Seminare komme ich meist noch einigermaßen mit. Ich verwende eine FM-Anlage, d. h. ein Mikrofon, das direkt in mein Hörgerät überträgt. Genau genommen sind es zwei Mikrofone, eines für den Referenten oder die Referentin, eines für die Zuhörer während der Diskussion. Während der Vorträge "vernetzt" man sich aber nicht. Das passiert beim Essen und in den Kaffeepausen. Und genau da beginnt für mich das Problem. Es sind neben den Stipendiaten auch noch andere Gruppen im Tagungshaus, der Speisesaal ist also voll und es herrscht eine Lautstärke wie in der Bahnhofshalle. Es sitzen viele, viele Leute in Gruppen zusammen und reden, Geschirr klappert etc.

Teilnahme an Gesprächen kann ich unter diesen Bedingungen vergessen. Ich höre nur einen Geräuschebrei, Stimmen herauszufiltern und so etwas zu verstehen, ist mir nicht möglich. Ich kann zwar versuchen, den Leuten, die mir gegenüber sitzen auf die Lippen zu starren, aber das, was ich dann sehe, ist zu wenig, um verstehen zu können. Außerdem möchte ich ja auch mal essen und dazu muss ich dann auf meinen Teller schauen. Auch gehen die Wortwechsel manchmal so schnell, dass man mit den Augen gar nicht hinterher kommt. Es ist für mich auch unmöglich, etwas zu verstehen, was jemand sagt, der auch nur zwei Plätze von mir entfernt sitzt. Guthörende hingegen können sich problemlos über fünf Köpfe hinweg unterhalten. Und dann haben Guthörende ja noch die Unart, dem Gesprächspartner ständig ins Wort zu fallen oder gleichzeitig mit ihm zu reden, weil jeder seine Gedanken unbedingt loswerden möchte. Ich kann aber dummerweise nur dann etwas verstehen, wenn nur einer redet.

So sitze ich also immer mitten unter den vielen Leuten und bin letztlich doch allein, weil ich nichts verstehe. Unterhalten kann ich mich unter solchen Bedingungen nur dann, wenn eine Person bereit ist, sich die ganze Zeit mit mir allein zu unterhalten. Das wollen die jungen Leute bei den Stipendiatengruppentreffen aber nicht unbedingt und ich kann es ihnen nicht verübeln. Es sind viele jungen Leute da und da möchte man einfach viele von ihnen kennenlernen. So eine Schwerhörige Studentin, die zu den Gesprächen nie etwas beisteuert (weil sie nichts versteht, aber ich glaube, das merken viele Leute gar nicht), ist da einfach langweilig.

Bei jenem Stipendiatenwochende schaute man am Samstagabend in großer Runde ein Fußballspiel. Vor Anpfiff stand ich etwas abseits, allein. Da kam ein älterer Herr und sagte irgendetwas, seiner Miene nach zu urteilen wohl etwas Lustiges. Ich sagte mein Standardsprüchlein auf ("Ich bin schwerhörig, ich habe Sie nicht verstanden...). Da wurde der Mann hellhörig. Er fragte, ob ich von Geburt an schwerhörig sei. Ich sagte, "Ja." Daraufhin sagte er, er habe großen Respekt vor dem, was ich geleistet habe. "Da muss man eine starke Persönlichkeit sein." Ich war erfreut, aber auch perplex. Erfreut, weil da jemand offensichtlich wusste, was Schwerhörigkeit bedeutet und was man alles leistet, um "normal" zu leben. Perplex, weil wir doch nur wenige Worte gewechselt hatten und er das in so kurzer Zeit abschätzen konnte.

Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er eine schwerhörige Tochter hat. Dann also kein Wunder, dass er sich auskannte. Im weiteren Verlauf erwies sich der Herr als außerordentlich redselig und er redete sehr laut, so dass wohl alle umstehenden mithören konnten. Das wurde mir dann langsam doch ein bisschen peinlich. Dennoch willigte ich ein, als er sich am nächsten Morgen beim Frühstück zu mir an den Tisch setzen wollte. Er erzählte viel von seiner Tochter und fachsimpelte über Hörgeräte und Cochlea Implantate. Wie gesagt: Er redete sehr laut, aber ich war froh, dass überhaupt jemand bereit war, sich mit mir zu unterhalten. Wobei es wohl eher ein Monolog seinerseits war (Eine schwerhörige Freundin von mir sagt ja immer, dass wir Schwerhörige immer der Mülleimer sind. Weil wir ja immer so aufmerksam zuhören, und weil wir dem Redner auch nie ins Wort fallen und daher auch noch zuhören, wenn Guthörende sich längst abgewendet haben).

Da kam also meine Kommilitonin in den Speisesaal und fand es total komisch, dass ich mich mit einem älteren Herrn über Hörgeräte unterhalte. Das hat sie mir hinterher noch ständig auf die Nase gebunden. Ich war dann doch etwas genervt von dieser Unsensibilität. Sicher, es ist für eine gesunde 28jährige saukomisch, wenn eine 29jährige sich mit einem älteren Mann über Hörgeräte unterhält. Das kann ich mir gut vorstellen. Ich selbst finde das aber gar nicht so komisch. Es kommt schließlich nicht sehr oft vor, dass ich Leute treffe, die von Hörtechnik was verstehen und für mich gehören Hörgeräte zum Alltag, warum soll ich mich also nicht darüber unterhalten? Und sicher, der Mann war vielleicht ein bisschen seltsam (und wohl auch ein Außenseiter), aber immerhin war er bereit, sich die ganze Zeit lang nur mit mir zu unterhalten. Sein lautes Organ war vielleicht peinlich, aber es erleichterte mir das Verstehen enorm. Und er hatte immerhin großen Respekt vor meiner "Lebensleistung" bekundet (was meine sich lustig machende Kommilitonin übrigens noch nie getan hat).

Ich kann schließlich auch nichts dafür, dass ich schwerhörig bin und dass es meist die älteren Herrschaften sind, die sich besser darauf einstellen können.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Habt keine Angst!

Heute vor 36 Jahren wurde Papst Johannes Paul II in sein Amt eingeführt.

Dabei kam es zu einer sehr bewegenden Begegnung. Die Kardinäle knieten nacheinander vor dem Papst nieder und gelobten ihm Treue. Als die Reihe an Stefan Wyszynski kam, stand der Papst zunächts auf, und versuchte, den knienden Primas ebenfalls zum Aufstehen zu bewegen. Dieser ließ sich allerdings nicht aus dem Konzept bringen. Da kniete der Papst ebenfalls nieder.


https://www.youtube.com/watch?v=-7W_NNRmLsk

Sonntag, 19. Oktober 2014

Jerzy Popieluszko

Heute vor 30 wurde der polnische Priester Jerzy Popieluszko ermordet.

Nach einer Messe in Bydgoszcz wurde sein Auto von Agenten der Geheimpolizei unter dem Vorwand einer Verkehrskontrolle angehalten. Popieluszkos Fahrer wurde festgenommen und zu einem anderen Auto gebracht. Popieluszko musste ebenfalls aussteigen, wurde zunächst bewusstlos geprügelt, schließlich gefesselt und geknebelt in den Kofferraum eines Autos geworfen. In der Nähe von Wloclawek banden sie ihm einen Sack an die Füße und warfen ihn in die Fluten der Weichsel.

Als im August 1980 die Arbeiter der Warschauer Hütte streikten und gerne eine Heilige Messe auf dem Gelände der Hütte feiern wollten (es war ein Besetzungsstreik, sie konnten das Gelände der Hütte nicht verlassen), wurde Jerzy Popieluszko dorthin geschickt. So wurde er Kaplan der Solidarnosc. Am 13. Dezember 1981 verhängte General Jaruzelski das Kriegsrecht über Polen. Solidarnosc wurde verboten, tausende Mitglieder verhaftet. In dieser Situation begann Jerzy Popieluszko, die Heiligen Messen für das Vaterland zu feiern, zu denen sich jeden Monat tausende in der Warschauer Stanislaus-Kostka-Kirche versammelten.

Jerzy Popieluszko gelang es, in seinen Predigten die Empfindungen der Menschen in Polen auszudrücken. Immer wieder machte er auf die Leiden der Menschen aufmerksam. Zugleich ermutigte er die Gläubigen, ihre persönlichen Leiden mit Christi Leiden zu verbinden, weil sie so Frucht bringen. Kein Sieg ohne Kreuz. Zeitzeugen bekennen, das Jerzy Popieluszko in seinen Messen nicht nur Brot und Wein in Leib und Blut Christi, sondern auch Verzweiflung und Hass in Hoffnung und Liebe verwandelte. "Besiege das Böse durch das Gute." Das ist Popieluszkos Vermächtnis.

Zu seiner Beerdigung kamen schätzungsweise 500.000 Menschen aus ganz Polen. "Unsere Trauer ist Gebet", sagte der damalige Primas von Polen, Jozef Glemp.


http://xj.popieluszko.pl/xjp/galeria-zdjec/8438,Pogrzeb.html

Letztes Jahr am 19. Oktober war ich selbst in Warschau und durfte in der Stanislaus-Kostka-Kirche dem Pontifikalamt zum Gedenken an Jerzy Popieluszko beiwohnen. Hier ein Foto vom Grab Jerzy Popieluszkos:

Die Stanislaus-Kostka-Pfarrei hat ein sehr interessantes Museum über Jerzy Popieluszko. Das Eingangsportal hat die Form eines Kreuzes und daneben steht geschrieben: Das Kreuz wurde uns zum Tor.

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Vorstellung II

Mit 10 Jahren bekam ich endlich meine ersten Hörgeräte. Das kam so: Eines Abends lag ich lesend im Bett, als mein Vater nach Hause kam und seinen Schlüssel vergessen hatte. Meine Mutter war nicht da, da bei mir noch Licht brannte, klingelte er. Ich hörte die Klingel aber nicht. Er musst schließlich ins übernächste Dorf zu seinen Eltern fahren und dort der Zweitschlüssel holen. Als mein Vater dann mit mir zum Ohrenarzt ging, meinte dieser erst wieder, es sei alles OK. Da sagte mein Vater ihm, dass ich die Leute nur dann verstehen könne, wenn ich sie anschaue. Also drehte der Arzt sich um und sagte etwas. Ich verstand ihn nicht und damit hatte dann endlich auch mein HNO-Arzt begriffen, dass ich schwerhörig bin. Er überwies uns dann nach Marburg in die HNO-Klinik.

Als ich das erste Mal dorthin kam, schlugen natürlich alle Ärzt die Hände über dem Kopf zusammen, weil ich so spät erst (also eben mit 10 Jahren erst) dort auftauchte. Die wichtigste Phase der Sprachentwicklung liegt ja in den ersten sechs Lebensjahren und da sollte das Kind dann eigentlich auch gut hören können und im Falle einer Schwerhörigkeit mit Hörgeräten versorgt sein. Nun ja, irgendwie habe ich auch so sprechen gelernt, und irgendwie ist im Laufe der Grundschule auch noch das Lispeln verschwunden (wobei mir manchmal zugetragen wurde, ich würde "komisch" sprechen).

Ich war also 10 Jahre alt und gerade in der 5. Klasse des Gymnasiums, als ich meine ersten Hörgeräte bekam. Damals hatten die Dinger noch so eine hässliche Farbe. Alexander Görsdorf nennt es "fleischfarbenbeige". Die Akustiker bilden sich wohl ein, dass die Hörgeräte in dieser Farbe weniger auffallen, aber sie fallen natürlich trotzdem auf. Da kann man sie doch auch schön bunt machen, das sieht dann wenigstens schick aus. Meine jetzigen Hörgeräte sind weinrot.

Glücklicherweise war ich also schon in der 5. Klasse eines "normalen" Gymnasiums als die Schwerhörigkeit festgestellt wurde. Man konnte mich also nicht mehr so ohne weiteres hinauskomplimentieren. Hätte die Diagnose schon vorher festgestanden, hätten meine Eltern oder meine Lehrer vielleicht anders entschieden. So war ich nun einfach da, als einzige behinderte Schülerin unter 800 Teenagern.

Meine Hörgeräte habe ich gleich sehr geschätzt, konnte ich doch damit Laute hören, die ich bis dato nie gehört hatte. Allerdings hatte ich nun andere, neue Probleme. Während meine Hörgeräte am ersten Tag noch eine Attraktion waren (jeder wollte gucken), wurden sie mit der Zeit zum Minderheitenmerkmal. Meine Schwerhörigkeit trennte mich vom Rest der Klasse. Ich musste in der ersten Reihe sitzen, d. h. ich bekam nicht mit, was sich hinter mir in der Klasse so tat. Ich musste dem Lehrer wie gebannt auf die Lippen schauen, um dem Unterricht auch nur einigermaßen folgen zu können. Die kleinsten Störgeräusche hinderten mich daran, zu verstehen. Natürlich war ich damit zum Streber abgestempelt. Eine Schülerin, die ständig gebannt verfolgt, war der Lehrer sagt!

Was die Schüler zum Unterricht beitrugen, konnte ich ohnehin nur selten verstehen. Ich hätte den Leuten ja auf die Lippen starren müssen, ich hätte mich also ständig umdrehen müssen. Und wenn dann noch zwei andere Schüler so sitzen, dass sie den Blick auf den Sprecher verstellen... was will man da machen? Gruppenarbeiten ware mir ein absoluter Graus, da konnte ich nichts verstehen (weil ja meist mehrere Gruppen im selben Raum arbeiten und ich dann nur Stimmgewirr höre) und natürlich auch nichts beitragen. Als Mauerblümchen galt ich also auch.

Irgendwann begannen dann auch die Hänseleien. Es sieht sicherlich manchmal komisch aus, wenn ich die Leute ganz konzentriert anstarre. Also äfften meine Mitschüler das nach. Oder sie machten sich darüber lustig, wenn ich nichts verstand. Das Problem ist, dass ein Schwerhöriger, der ständig nachfragen muss, eben auch nicht schlagfertig sein kann. Ich muss ja schon wahnsinnig viel Denkarbeit leisten, um überhaupt akustisch mitzukommen. Und dann muss ich das ganze auch noch kapieren und mir dann noch Gedanken machen, was man Schlagfertiges erwidern könnte. Das alles dauert einfach viel zu lange, und dann ist der Moment, schlagfertig zu reagieren schon vorbei.

Ich versuchte also, die Hänseleien zu ignorieren und fand mich damit ab, das Leben eines Außenseiters zu führen.

Mittwoch, 15. Oktober 2014

Schutzmantelmadonna

Dem kleinen Bild rechts habe ich den Titel Schutzmantelmadonna gegeben. Ich glaube, man kann gar nicht richtig erkennen, wer das ist, deswegen gibt es das Bild jetzt mal in groß.

Quelle: Ewa Czaczkowska: Kardynal Wyszynski. Biografia, Kraków 2013.

Das ist Stefan Kardinal Wyszynski, der legendäre Primas von Polen (1948-1981) mit einer Schar Kinder und einigen Ordensschwestern in Stryszawa in den Beskiden.
Eingentlich ist es also keine richtige Schutzmatelmadonna, aber ich glaube schon, dass Stefan Wyszynski mit der Geste auf die Schutzmantemadonna anspielt.

Ich habe das Bild an einem dunklen Dezembertag im Jahre 2013 gefunden, als ich meine Warschauer Lieblingsbuchandlung aufsuchte, die Stefan-Wyszynski-Buchhandlung. Ich hatte fast 3 Monate Forschungsaufenthalt hinter mir und war sehr bedrückt, von den Quellen, die ich gelesen hatte. Ich beschäftige mich in meiner Dissertation unter anderem mit dem Martyrium, das die polnische Kirche im Zweiten Weltkrieg erlitten hat (ein Drittel des polnischen Klerus wurde von den Nazis ermordet). Und da die Zeiten im Moment auch nicht sehr rosig sind, war ich also nicht nur erdrückt von der Last der Geschichte, sondern wurde auch von Zukunftsängsten geplagt. Ich fragte mich, was für ein Los auf uns wartet.

So suchte ich also am letzten Tag meines Forschungsaufenthaltes diese Buchhandlung auf. Da gibt es katholische Bücher zu kaufen und außerdem ist die Buchhandlung mit Fotos von Stefan Wyszynski dekoriert. Ich war zuvor schon einige Male in dieser Buchhandlung gewesen, hatte dieses Foto aber nie gesehen. Ich entdeckte es erst an jenem Dezembertag.

Strahlen diese Kinder nicht eine unverfälschte und unbändige Freude aus, ob des hohen Besuchs aus Warschau, der sie alle schützend unter seinen Mantel nimmt?

Ich interpretierte das Bild als einen Wink von oben. Mit diesem Bild im Herzen fuhr ich am nächsten Tag zurück nach Deutschland. Seitdem ist Kardinal Wyszynski meine ganz persönliche Schutzmantelmadonna. Man wird ihn dereinst einen Heiligen nennen.


„Es ist nicht meine Gewohnheit zu sagen, daß es schlecht stehe und daß es noch schlechter werde, auch wenn man bisweilen so etwas hört. Ich bin der Meinung, daß es so gut ist und noch besser sein wird, wenn nicht jetzt, so sicher im zukünftigen Leben. Ganz gewiß wird es dereinst so sein. Wenn ich sage, daß es gut ist, dann nicht deshalb, um Worte zu machen, sondern um meinem lebendigen Glauben an die Kraft und die Macht Gottes Ausdruck zu geben, der in der Welt wirksam ist und sein Recht selber verteidigt." (Stefan Wyszynski)

"In der heutigen Zeit müßen wir sehr viel übernatürlichen Glauben und übernatürliches Vertrauen zum Herrgott haben, denn daraus erwachsen uns Ruhe und Gleichgewicht.“ (Stefan Wyszynski)

Dankeschön!

Ich bedanke mich beim Herrn Alipius für die herzliche Begrüßung in der Blogoezese und bei allen, die daraufhin meine Seite aufgesucht haben. Ich freue mich auf Kommentare und Anregungen.

Dienstag, 14. Oktober 2014

Barock

Der Herr Alipius hat kürzliche einen schönen Post über Barock und Barockkirchen veröffentlicht.
Ich selbst hätte es gar nicht so schön formulieren können, deswegen darf ich an dieser Stelle aus dem Post zitieren:

"Ich gestehe lediglich, daß ich einen Vorgeschmack auf den Gesang der Engel, das Licht der Welt, das Wort des Lebens und die ewige, alleinseligmachende Schau am ehesten Barockkirchen verspüre. Ich gestehe, daß ich in Barockkirchen ein Kind bin, dem sich durch einen Nebel begeisterter Schwärmerei die Hand des Vaters entgegenstreckt. Ich gestehe, daß all das, was ich fühle, wenn mir mal wieder einfällt, daß ich ja katholisch bin, in Barockkirchen eingetragen steht wie in Listen. Ich gestehe, daß, wenn mein Körper eine Barockkirche verläßt, meine Seele murmelt "Ich will aber noch ein wenig zu Hause bleiben"."

Schön!
Ich mag Barockkirchen auch sehr. Wenn ich in der Hl. Messe schon nichts verstehe (weil ich ja schwerhörig bin), dann will ich wenigstens was sehen. Und wo gibt es mehr zu sehen, als in einer Barockkirche? Natürlich können auch die Fenster gothischer Kathedralen sehr spannend sein. Aber das Problem ist, dass man die Motive oft nicht gut erkennen kann (sofern sie denn Motive haben und nicht einfach nur bunt sind).

Das Schöne an den Barockkirchen ist, dass die Bilder und Ornamente auch eine Botschaft haben. Es geht dort nicht nur um bloßes Farb- oder Lichtspiel. Manche Kunstwerke zeigen Aspekte aus dem Leben eines Heiligen, andere stellen die Rosenkranzgeheimnisse dar, wieder andere zeigen den Pelikan oder Christusmonogramme. All diese Bilder zeigen mir Aspekte des Glaubens, die mir bis dahin vielleicht noch gar nicht so bewusst waren. Und da ich von den Predigten oft nichts verstehe, bin ich eben sehr dankbar, wenn es wenigstens ein paar Bilder gibt, die mir was sagen.

Ich bin einmal in Krakau in einer Barockkirche zur Anbetung gewesen. In den Barockkirchen gibt es ja meist einen besonderen Plazt am Hochaltar, wo das Allerheiligste ausgesetzt wird. Nachdem der Priester den Segen erteilt und das Allerheiligste wieder in den Tabernakel getan hatte, stellte er an diese Stelle (wo also vorher die Monstranz mit dem Allerheiligsten gestanden hatte), ein goldenes Kreuz hin. In dem Moment ist mir nocheinmal bewusst geworden, dass das Geheimnis der Eucharistie mit dem Geheimnis des Kreuzes verbunden ist. Natürlich ist mir das sonst auch klar, aber durch diese kleine Geste ist mir das noch einmal ganz besonders greifbar geworden.

Was für die Bilder gilt, gilt übrigens auch für die Feier der Heiligen Messe. In der Pfarrei meiner Kindheit gabe es einen Pfarrer, der die Messe immer sehr - ich nenne es mal - barock gefeiert hat. Er hat die Gebet oft gesungen, er hatte schöne Gewänder auf denen mehr zu sehen war, als nur ein paar Batikstreifen (zu Ostern beispielsweise hatte er immer ein Gewand mit dem auferstandenen Christus), Weihrauch durfte bei ihm nur selten fehlen.

Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte. Ich durfte die Messe mit allen Sinnen erfahren, was für jemanden der schlecht hört, sehr wichtig ist. Was in der Heiligen Messe gesprochen wird, verstehe ich nur sehr selten. Wenn unser Pfarrer aber bei der Wandlung gesungen hat (Musik kann ich hören, denn Musik ist etwas anderes als Sprache), wusste ich intuitiv, jetzt passiert etwas ganz Besonderes. Auch die schönen Messgewänder mit den Bildern oder Symbolen waren für mich wichtig, weil ich auf diese Weise sozusagen durch den Priester hindurch auf Christus schauen konnte. So habe ich schon ganz früh verstanden, dass der Priester in Persona Christi die Messe feiert. Und auch der Weihrauch hat meine Seele und meinen Blick nach oben gezogen.

Ich habe also, obwohl ich akustisch nicht viel verstehen konnte, dennoch den Zugang zum Glauben gefunden, nämlich über die anderen Sinne. Deswegen finde ich es immer sehr schade, wenn Priester (und Laien) heute meinen, das ganze "Brimborium" von schönen Gewändern, über Weichrauch, gesungene Gebete oder schönen Blumenschmuck bräuchte man heute alles nicht mehr, es käme allein auf das gesprochene Wort an. Natürlich, Glaube und Vernunft gehören zusammen. Das ist sehr wichtig, das hat ja auch Papst Benedikt immer betont. Aber die Eucharistie ist ein Geheimnis. Dieses Geheimnis kann man mit dem Verstand nicht richtig fassen. Das kann man emotional oder intuitiv viel besser begreifen.

Deswegen denke ich manchmal, dass eine zu starke Betonung des Wortes und damit des Verstandes in der Heiligen Messe einer tiefen Glaubenserfahrung eher hinderlich ist. 

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Vorstellung I

In den vorangegangenen Posts habe ich schon ein wenig beschrieben, wie das Leben mit der Schwerhörigkeit so aussieht, eigentlich wollte ich den Blog aber damit beginnen, mich vorzustellen und einen kurzen Rückblick auf meine Kindheit und Jugend zu geben.

Ich bin 29 Jahre alt, habe Geschichte und Romanistik studiert, promoviere zur Zeit und ich bin schwerhörig. Im Ärzte-Jargon heißt das: an Taubheit grenzend schwerhörig. Damit hat das Problem einen Namen, vorstellen kann man sich darunter aber nicht viel. Für die Experten unter Euch: Ich habe links einen mittleren Hörverlust von 90 dB und rechts einen mittleren Hörverlust von 95 dB. Für diejenigen, die sich mit dB nicht so gut auskennen: Ein mittlerer Hörverlust von 90 dB bedeutet, dass man erst anfängt zu hören, wenn die Geräusche etwa so laut sind, wie in vorbeifahrender LKW.

Ich bin von Geburt an schwerhörig. Allerdings habe ich fast 10 Jahre lang verstecken gespielt. Sprich: Ich habe versucht, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich schwerhörig bin. Das ist gar nicht so schwer. Schwerhörigkeit sieht man nicht. Das ist der große Nachteil. Das ist auch der Grund, warum man sie verstecken kann.
Ich habe früh damit begonnen, den Leuten auf den Mund zu schauen, wenn sie redeten. Die Guthörenden freuten sich, dass ihnen jemand so aufmerksam zuhört. Dabei habe ich das ja gemacht, um von den Lippen abzusehen. Mitunter ist es gar nicht so einfach, den Leuten vom Mund abzusehen, etwa dann wenn sie einen Vollbart haben. Oder in der Turnstunde, wenn man im Kreis durch die Halle rennen muss und der Lehrer dann vom anderen Ende der Halle irgendwelche Befehle ruft. Zum Beispiel dass man jetzt nicht mehr laufen, sondern hüpfen soll. Ich behalf mir damit, dass ich immer auf die anderen Kinder schaute, und nachmachte, was sie machten. Dieses ständige Schauen auf die anderen Kinder oder auf den Lehrer kann bei diversen Gymnastikübungen übrigens zu außergewöhnlichen Verrenkungen führen. Immerhin bin ich deswegen bis zum heutigen Tag sehr gelenkig, das kann ja auch nicht schaden.

Nicht ganz unkompliziert sind da auch Diktate. Ich musst ja immer auf den Mund des Lehrers starren, um ihn zu verstehen, gleichzeitig aber auch in mein Heft, um zu sehen, was ich schreibe. Ich versuchte also immer, erst den Lehrer anzuschauen und den Satz abzusehen und dann blitzschnell zu schreiben, damit ich, wenn er weiterdiktiert, den Satz schon fertig geschrieben hatte. Zuhören und schreiben gleichzeitig können Schwerhörige nicht.

Dennoch ist mir das Ganze wohl relativ gut gelungen, ich hatte meist gute Noten und weil ich immer brav war, fiel ich auch weiter nicht auf. Eine Zeit lang hieß es, ich würde lispeln, aber auch das brachte niemanden auf die Idee, dass ich vielleicht schlecht höre.

Ums Telefonieren drückte ich mich irgendwie herum, in meiner Kindheit war es ohnehin noch nicht so üblich, ständig am Telefon zu hängen. Wenn man mit seinen Freunden sprechen oder spielen wollte, ging man einfach hin.

Manchmal hat mir auch einfach der Zufall (oder mein Schutzengel) geholfen. Einmal hat meine Freundin hinter mir gerufen. Ich sollte auf sie warten, sie wollte mich einholen und mit mir zusammen zur Schule laufen. Ich hatte ihr rufen nicht gehört, habe mich aber, einem inneren Impuls folgend, umgedreht. Tja, und dann sah das so aus, als hätte ich gehört.

Auch versucht man als Schwerhöriger, den Hörverlust mit den anderen Sinnen zu kompensieren. So habe ich manchmal an einem Lufthauch gemerkt, dass jemand kommt. Ich will nicht sagen, dass meine Sinne schärfer sind, als bei Guthörenden, aber ich achte mehr darauf, weil ich es brauche.

Sehr wichtig ist auch eine gute Kombinationsgabe. Wenn jemand einen Satz sagt, verstehe ich nur Bruchstücke. Und mit diesen Bruchstücken muss ich dann schauen, was die fehlenden Stücke sein könnten. Ich überlege also, was der Kontext ist, ich schaue, was Mimik und Gestik des Sprechers sagen, und so versuch ich mir zusammenzureimen, worum es geht.
Das habe ich schon als Kind gelernt und mit diesen Fähigkeiten konnte ich die Schwerhörigkeit überspielen.

Meine Eltern haben sich zwar schon hier und da gewundert, wenn ich auf Zurufe nicht reagiert habe, oder wenn ich das Telefonklingeln nicht hörte. Aber das Wort hören hat ja zwei Bedeutungen: hören im Sinne von akustisch wahrnehmen und hören im Sinne von gehorchen. So sagte man also einfach ich würde nicht hören wollen. Zumal mein HNO-Arzt steif und fest behauptete, mein Gehör sei in Ordnung.

Wie kam es, dass mein HNO-Arzt nicht gemerkt hat, dass ich schwerhörig bin. Nun ich muss gestehen, dass ich bei den Hörtests geschummelt habe. Man soll ja immer erst dann den Knopf drücken, wenn man den Ton hört. Ich habe aber immer ein Weilchen gewartet und dann einfach gedrückt. Dennoch kann ich meinen Arzt nicht ganz aus der Verantwortung lassen. Warum hat er mit mir keine Sprachtests gemacht, wo man Wörter nachsprechen muss? Da hätte ich nicht schummeln können. Zweitens: Weil ich ja immer einfach so gedrückt habe, sah meine Hörkurve bei jedem Hörtest anders aus. Das hätte ihn stutzig machen müssen.

Warum wollte ich nicht, dass meine Umwelt merkt, dass ich schwerhörig bin? Nun zum einen kannte ich niemanden, der schwerhörig war, höchstens ein paar alte Leute. Aber ich war ja noch keine alte Oma und außerdem wollte ich einfach normal sein, also nicht anders als die anderen. Zweitens: Alexander Görsdorf hat es schön auf den Punkt gebracht: Schwerhörigkeit ist unsexy (Taube Nuss, S. 21). Schwerhörige gelten oft als schwer von Begriff, dumm, langsam etc.

Heute weiß ich, dass ich mir vieles erspart hätte, wenn ich früher zugegeben hätte, dass ich schwerhörig bin. Wie oft bin ich zu unrecht geschimpft worden, weil man dachte, ich würde nicht gehorchen wollen. Dabei hatte ich nur einfach nicht richtig gehört. Auf der anderen Seite war ich durch das Versteckspiel intellektuell immer sehr gefordert. Das macht klug :)

Ich erinnere mich, dass meine Freundinnen beim Spielen draußen sehr oft sagten: "Da ist ein Vogel." Ich schaute dann immer herum, konnte den Vogel aber meistens nicht entdecken und fragte dann immer: "Wo?" Daraufhin erwiderten meine Freundinnen: "Weiß ich nicht, irgendwo da." Ich wunderte mich sehr darüber. Wenn die doch wussten, dass da ein Vogel ist, dann mussten die den doch auch sehen! Als ich dann mit 10 Jahren mein Hörgerät bekam hörte ich zum ersten Mal Vogelgezwitscher und da hatte ich auch die Antwort auf meine Frage. Meine Freundinnen hatten den Vogel nicht gesehen, sondern gehört.

Immer freundlich lächeln

Schwerhörige haben es so an sich, dass sie im Zweifelsfalle immer freundlich lächeln (und nicken). Es gibt Situationen, da möchte man das Gegenüber nicht noch einmal um Wiederholung bitten. Etwa wenn man schon gefühlte hundertmal nachgefragt hat, den Satz aber immer noch nicht verstanden hat, wenn man gleichzeitig immer überlegt und überlegt aber einfach nicht dahinter kommt, was das Gegenüber gesagt haben könnte, wenn man dabei noch an der Kasse steht und in der Schlange hinter einem die Leute zornesrote Köpfe haben, weil sie schon so lange warten müssen... Also freundlich lächeln und nicken. Auf die Überraschungen, die dann passieren, ist man als Hörgeschädigter sowieso schon gefasst.

Montags vor der Abendmesse wir in meiner Pfarrei der Rosenkranz gebetet. Ich kam also in die Kirche und setzte mich in eine Bank. Einige "Betschwestern" waren schon da. Eine von ihnen dreht sich zu mir um und sagte irgend etwas. Ich habe nichts verstanden, denn in der Kirche wird ja geflüstert und das ist für Schwerhörige die denkbar ungünstigste Kommunikationsart. Ich dachte, die Dame hätte mir mitgeteilt, welchen Rosenkranz wir beten. Das macht sie nämlich freundlicherweise immer. Also lächelte ich und nickte. Ich hatte keine Lust nachzufragen und welchen Rosenkranz wir beteten, würde ich ja dann herausfinden. Die Dame schüttelte energisch den Kopf und wiederholte das Gesagte. Leider verstand ich wieder nichts und von den Lippen absehen ging nicht, weil sie sich sehr bemüht hat, möglichst deutlich zu artikulieren, was aber dann dazu führte, dass das Lippenbild verzerrt aussah. Ich lächelte wieder und nickte wieder. Sie schüttelte wieder energisch den Kopf. So ging das noch ein drittes Mal. Beim vierten Mal habe ich den Satz verstanden. Er lautete: "Welchen Rosenkranz sollen wir beten?"

Tja. Nicken und lächeln war in diesem Falle tatsächlich nicht die angemessene Reaktion

Als Teenager habe ich eine zeitlang eine andere Strategie ausprobiert: Statt freundlich zu nicken und zu lächeln sagte ich einfach immer "Weiß ich nicht", wenn ich etwas nicht verstanden hatte. Aber auch das bringt einen in die skurillsten Situationen. Als ich ca. 11 Jahre alt war, fragte mich jemand, wie alt ich sei. Ich hatte die Frage nicht verstanden und gemäß meiner erfolgversprechenden neuen Kommunikationsstrategie antwortete ich: "Weiß ich nicht." Ich möchte auch gar nicht wissen, wieviele Leute mich für strohdumm gehalten haben, weil ich immer sagte: "Weiß ich nicht."

Trotz solcher Pannen hat die Weiß-ich-nicht-Strategie einen entscheidenden Vorteil. Sie führt nämlich dazu, dass die Leute nicht weiter nachbohren. Die Kommunikation ist beendet. Lächelt man stattdessen freundlich und nickt, muss man damit rechnen, dass das Gegenüber weiterredet und eventuell weiterfragt. Und mit jedem weiteren Lächeln und Nicken reitet man sich weiter in den Schlamassel, denn man versteht ja nicht, wozu man da immer nickt.

Dienstag, 7. Oktober 2014

Reparaturarbeiten

Alexander Görsdorf schreibt in seinem lesenswerten Buch "Taube Nuss. Nichtgehörtes aus dem Leben eines Schwerhörigen", dass Schwerhörige sehr oft beschäftigt ist mit "abstrusen Reparaturaktionen für Dinge, die falsch gelaufen waren."

Heute war wieder so ein Tag. Ich war beim Bäcker und wollte eine Nussschnecke kaufen. Sie kostete 1,60 Euro. Ich reichte der Verkäuferin einen 5-Euro-Schein. In diesem Moment betraten zwei weitere Kunden den Laden und stellten sich an eine andere, etwas abgetrennte Verkaufstheke (da gibt's den Kaffee). Die Verkäuferin gab mir 40 Cent, murmelte etwas und ging zu der anderen Theke, wo die anderen Kunden standen. Ich hatte das Gemurmel nicht verstanden und als ein "Auf Wiedersehen" gedeutet zumal die Verkäuferin sich zu den anderen Kunden begab. Ich wollte aber gerne noch die restlichen 3 Euro Rückgeld haben. Also rief ich hinter der Verkäuferin her: "Moment!"

Schließlich stellte sich heraus, dass sie nur deswegen zur anderen Theke gegangen war, weil sie dort aus der Kasse die 3 Euro holen wollte. Das hatte sie gemurmelt.
Ich entschuldigte mich also und erklärte ihr, dass ich schwerhörig sei und ihr Gemurmel nicht verstanden hätte.

Sicher, es gibt schlimmere Missverständnisse, aber ein bisschen peinlich war mir das ganz schon. Außerdem wäre das Missverständnis ja nicht enstanden, wenn ich gut hören könnte.

Sonntag, 5. Oktober 2014

Schlecht hören kann ich gut

"Gut sehen kann ich schlecht, aber schlecht hören, das kann ich gut!" soll Joseph Kardinal Frings einmal gesagt haben, als er auf sein schlechtes Augenlicht angesprochen wurde.
Nun, ich kann auch sehr gut schlecht hören, ich bin nämlich seit meiner Geburt hochgradig schwerhörig.

Mir ist bei meinen "Touren" durch das Internet immer wieder aufgefallen, dass es zwar sehr viele wunderschöne katholische Blogs gibt, aber keinen, der sich mit dem Thema Behinderung beschäftigt. Es gibt zwar viele wunderbare Blogs, die sich mit dem Thema Behinderung beschäftigen, aber ich habe bisher nur wenige gefunden, die sich diesem Thema aus dem Licht des Glaubens heraus nähert.
Sehr beeindruckend finde ich Mandy's Blog http://www.gekreuzsiegt.de/

So möchte ich in meinem Blog gerne erzählen, wie ich dank der schlechten Akustik, die mich umgibt, den Draht nach oben gefunden habe. Und ich würde mich freuen, wenn Ihr mitlest.