Jasna Góra

Jasna Góra

Sonntag, 20. Dezember 2015

21. Dezember 2013

Im Dezember 2013 fuhr ich am 21. nach Poznan/Posen. Ich hatte einen zweimonatigen Forschungsaufenthalt in Polen hinter mir und war auf dem Weg zurück nach Deutschland.
Und nachdem ich in den Archiven Selbstzeugnisse von KZ-Überlebenden und von Häftlingen der kommunistischen Ära gelesen hatten, wollte ich in Poznan eigentlich mal von der Vergangenheit in Ruhe gelassen werden und einfach nur den Advent genießen.
Über den Dächern von Poznan

Ich schlenderte am Schaufenster einer katholischen Buchhandlung vorbei. Ich schaute aber nicht ins Schaufenster, sondern geradeaus. Plötzlich merkte ich, dass mich ein trauriges Paar Augen anschaute. Und obwohl ich diesen Blick nur mit dem rechten Augenwinkel wahrgenommen hatte, wusste ich doch sofort, wem diese Augen gehören: Antoni Baraniak. Auch ein Märtyrer.

Ich war genervt. Ich dachte: "Hat man in diesem Land eigentlich nie Ruhe von der Vergangenheit?" Da ich Antoni Baraniak nun aber schon gesehen hatte, wandte ich mich um und schaute mir das Schaufenster an. Da lagen einige Bücher von und über Antoni Baraniak. Und während ich die Bücher musterte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war in Poznan. Antoni Baraniak war Bischof von Poznan gewesen. Kein Wunder also, dass in Poznan Bücher über ihn verkauft werden.

Nun, da mich die Vergangenheit doch wieder nicht in Ruhe ließ, beschloss ich, noch zur Kathedrale zu wandern, dort würde ich sicher das Grab von Antoni Baraniak finden. Das war auch so. Doch bevor ich sein Grab fand, fand ich noch etwas anderes.
Kathedrale von Poznan

Dieses "etwas" befand sich in einer Seitenkapelle. Und obwohl es schon sehr dunkel war und ich erst nur die Umrisse wahrnahm, wusste ich doch sofort, was es ist, nämlich ein Denkmal für die in Dachau ermordeten Priester.

Und natürlich hing in der Barockkirche, in der ich am Abend die Hl. Messe besuchte, ein Bild von Maximilian Kolbe.

So viel also zum entspannten und vergangenheitsfreien Advent.

Da die meisten Deutschen mit dem Namen Antoni Baraniak wohl nichts anzufangen wissen, hier ein kurzer Abriss seines Lebens:

Antoni Baraniak wurde 1904 geboren. Im Jahren 1930 erhielt er aus den Händen des Krakauer Erzbischofs, Adam Sapieha, die Priesterweihe.

1933 bis 1948 war er Sekretär und Kaplan des Primas von Polen, August Kardinal Hlond. Als Kardinal Hlond nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im September 1939 ins Exil ging, ging Antoni Baraniak mit ihm. 1945 kehrten beide zurück nach Polen. Nach dem Tode Kardinal Hlonds beließ der neue Primas, Wyszyński, Antoni Baraniak in seinen Ämtern. Baraniak war sein Sekretär und engster Vertrauter. Von 1957 bis zu seinem Tod 1977 war Antoni Baraniak Erzbischof von Posen.

Als Stefan Wyszynski am 25. September 1953 verhaftet wurde, wurde Antoni Baraniak ebenfalls verhaftet. Er kam nach Mokotów. Das Gefängnis in Warschau-Mokotów war ein berüchtigtes Gefängnis, in dem der Kommunistische Geheimdienst Regimekritier und Angehörige der Armia Krajowa gefangen hielt, folterte und tötete.

Antoni Baraniak wurde monatelang stundenlang verhört, musste tagelang ohne Kleidung in einer völlig verdreckten Zelle verbringen, bekam keine medizinische Hilfe, als er krank war.
Die Kommunisten hatten wohl die Absicht, Antoni Baraniak dazu zu bringen, in einem Schauprozess gegen den zeitgleich inhaftierten Kardinal Wyszynski auszusagen.

Doch Antoni Baraniak hielt stand. Er ertrug die vielen Qualen. Der stille Märtyrer wird er auch genannt.

Ein Schauprozess gegen Kardinal Wyszynski fand nie statt. Am 28. Oktober 1956 wurde er freigelassen und konnte auf seinen Bischofssitz zurückkehren. Ein paar Tage später wurde auch Antoni Baraniak freigelassen.

Am 2. November 1956 besuchten Stefan Wyszyski und Antoni Baraniak gemeinsam Jasna Góra.
Wyszynski sagte:

"Wir kamen zusammen hierher, denn wir haben beide dasselbe Los durchlebt mit dem Unterschied, dass Bischof Baraniak mehr erduldet hat als ich und auch mehr Qualen erfahren hat. Er ging durch eine noch ärgere Prüfung, die seine Gesundheit untergrub, während es dem Herrngott gefiel, mich bisher zu verschonen und mir meine Gesundheit und Kräfte zu erhalten. Wir kommen hierher, um das, was uns geblieben ist, demütig zu den Füßen unserer Mutter und Königin niederzulegen. Wir bringen ihr das zusammen mit all dem erlittenen Leid, den Prüfungen, Beschwernissen, die Gott uns zuteil werden ließ."

Man muss dazu sagen, dass die übrigen polnischen Bischöfe, die 1953 nicht verhaftet wurden, sondern in Freiheit bleiben konnten, ihrem Primas in den Rücken gefallen sind, und einen Eid auf die Verfassung des Staates ablegten, den abzulegen Wyszynski sich geweiger hatte.

Vor diesem Hintergrund strahlen die Treue und die Standhaftigkeit von Antoni Baraniak noch heller. 



Hörgeschädigten-Bullshit-Bingo



Letztes Mal hatte ich ja die Idee hatte, ein Bullshit-Bingo zu erstellen, mit den häufgsten Antworten, die ich bekommen, wenn ich sage, dass ich hörgeschädigt bin. 

Zwei Antworten sind keine direkten Reaktionen auf mein "Outing" sondern es sind Situationen, die sich im Alltag relativ häufig ergeben.

Unter dem Bingo habe ich die einzelnen Reaktionen nochmal aufgelistet und meine Antworten dazu geschrieben. Achtung, die Antworten sind manchmal sarkastisch-ironisch gemeint. Meine Antworten sind blau geschrieben. Viel Spaß!



Kann man das operieren?
Wenn man es operieren könnte, wäre ich dann nicht schon längst operiert worden?

Ach, das ist ja wie `ne Brille.
Ja, natürlich, ein Hörgerät ist dasselbe wie eine Brille.

Ja so was.
?

Wie haben Sie denn das geschafft?
Ich habe mir die Schwerhörigkeit natürlich selbst zugefügt, damit ich dem Sozialstaat auf der Tasche liegen kann.

Wie, so jung und schon schwerhörig?
Nee, in Wahrheit bin ich schon uralt. Ich sehe nur jung aus.

Jeder hat sein Päckelchen zu tragen.
Ja, ich weiß, dass jeder sein Päckelchen zu tragen hat, man muss mir das also nicht immer noch extra sagen.

Ach, das macht doch nichts, die Hörgeräte sieht man ja gar nicht.
Ich möchte aber, dass man sie sieht!

Soll ich lauter reden?
Ja, am besten in Presslufthammelautstärke.

Ja, ich höre auch ein bisschen schlecht.
Warum gehen Sie dann nicht zum Ohrenarzt und lassen sich Hörgeräte verpassen?

Ja, das kenne ich von meinem Opa.
Ich bin aber noch kein Opa!!!! Und eine Oma auch nicht!

Haben Sie Hörgeräte?
Ne, die Dinger im Ohr sind keine Hörgeräte sondern hochmoderne Mobiltelefone.

„Sie müssen…“ (redet nicht weiter sondern gestikuliert wild in der Luft herum)
Wer keine Gebärdensprache sprechen kann, sollte einfach Lautsprache mit mir sprechen.

Frau: Den Stuhl können Sie sich holen. Ich: Wie bitte? Frau: Stuhl.
Tschuldigung, auch Hörgeschädigte verstehen ganze Sätze.

Ja gucken Sie doch mal dahin, wo ich hinzeige.
Nee, ich gucke nicht dahin, wo Sie hinzeigen, weil ich dann nicht mehr verstehe, was Sie sagen. Ich muss nämlich von den Lippen absehen.

Wenigstens hast du nachts deine Ruhe.
Und warum braucht eine an Taubheit grenzend schwerhörige Studentin dann Ohrstöpsel um im Wohnheim schlafen zu können?

Man muss ja auch nicht alles hören.
Ja, das habe ich gern, wenn Guthörende mir vorschreiben, womit ich gefälligst zufrieden zu sein habe.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Mitleid

Neulich saß ich nach der Rorate-Messe mit einigen anderen Gottesdienstbesuchern beim Frühstück.

Die Frau neben mir, wollte ein Gespräch mit mir beginnen. Nun ist das unter diesen Umständen nicht immer ganz einfach, wir saßen an einem großen Tisch und alle quasselten durcheinander. Bei so einem Geräuschbrei ist es für mich gar nicht so einfach, meine Sitznachbarn zu verstehen. Zumal ich die Frau auch noch gar nicht kannte und somit auch noch Schwierigkeiten mit dem Absehen hatte.

Die Frau hat es tatsächlich geschafft, die Lippen nicht zu bewegen und trotzdem Wörter herauszubekommen. Wie geht das?

Das Gespräch war also etwas zäh, einmal sagte ich mal wieder einfach so "ja, ja", ohne zu wissen, was die Frau eigentlich gesagt hat. Daraufhin fragte sie mich, was genau ich an den Texten von Witold Gombrowicz mag. Und da saß ich in der Falle, ich habe nämlich noch nie etwas von Gombrowicz gelesen.

Nach dem Frühstück fragte die Frau, ob ich schon von Geburt an Schwerhörig sei. Ich bejate. Dann meinte sie: Das muss sehr schlimm gewesen sein, besonders als Kind.

Äh, hmm, tja.... (*kopfkratz*)

Also, es freut mich ja sehr, dass die Frau von alleine erkannt hat, dass Schwerhörigkeit manchmal auch sehr schwierig ist und dass man als Betroffene darunter auch leidet.

Aber irgendwie habe ich aus dem Satz auch Mitleid herausgehört, zumal die Frau auch eine Leichenbittermine aufgesetzt hatte. Und Mitleid mag ich jetzt irgendwie auch nicht. Weil, wenn jemand Mitleid mit mir hat, nimmt er mich nicht für voll. Im Grunde genommen werde ich dann für unmündig erklärt. Dann bin ich das arme, kleine Ding. Und sie, die mich bemitleidet, steht quasi über mir.

Ich freue mich, wenn die Leute verstehen, was Schwerhörigkeit bedeutet. Ich freue mich, wenn die Leute versuchen zu verstehen, warum Schwerhörige manchmal so ganz anders ticken.
Ich freue mich auch sehr, wenn Schwerhörigkeit nicht bagatellisiert wird. (Mein Lieblingsspruch der Bagatellisierung ist der: "Ach, das ist ja wie 'ne Brille!" Vielleicht sollte ich auch mal so ein Bullshit-Bingo erstellen.)
Aber Mitleid wollte ich jetzt eigentlich keins haben.

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Plätzchen



Wenn der Himmel so rot ist, dann backen die Engel im Himmel Plätzchen, so sagt man. In diesem Sinne eine gesegnete Adventzeit.

Aufsehen

Sonntags am späten Nachmittag wird in unserer Pfarrei immer die Vesper gesungen.
Und manchmal gehe ich hin und singe auch mit.

In der Regel wird die Vesper von einem Mann geleitet, nennen wir ihn Herrn X. Jedenfalls läuft das so, dass Herr X die Nummer des jeweiligen Psalms ansagt und dann blättern alle in ihren Heften, schlagen den Psalm auf und dann singen wir los.

Nun bin ich schwerhörig und verstehe nicht immer, welche Nummer Herr X nennt. Das kommt vor allem dann vor, wenn ich meinen Blick noch auf das Heft gerichtet habe, auf den Psalm, den wir gerade gesungen haben, und Herr X dann schon den nächsten Psalm nennt.

Dann warte ich einfach, bis mein Sitznachbar fertig geblättert hat und schaue dann, welche Seite er aufgeschlagen hat. Ist eigentlich ganz simpel, führt nur dazu, dass die anderen dann schon anfangen zu singen, während ich noch blättere. Macht aber eigentlich nichts, ich bin das gewohnt.

Neulich aber war es anders. Herr X hat jedesmal ausdrücklich gewartet, bis ich die Seite auch aufgeschlagen hatte. Da er dabei immer in meine Richtung geschaut hat, haben irgendwann alle Leute in meine Richtung geschaut. Im Grunde genommen war es ja sehr nett gemeint von Herrn X, dass er auf mich gewartet hat, aber ich fühlte mich wie auf dem Präsentierteller.

Alexander Görsdorf formuliert es so:
"Dieses Einfrieren der Handlung und das Gefühl, ungewollt, aber gut beleuchtet in der Mitte des Raumes zu stehen, begleitete mich seit meiner Kindheit." (Görsdorf: Taube Nuss, 2013, S. 12.)

Ja, mich begleitet dieses Gefühl auch seit meiner Kindheit. Unangenehm.

Donnerstag, 26. November 2015

Sonntag, 22. November 2015

Das magische Krakau

Das folgende Video wollte ich hier schon immer mal teilen. Dies war aber dank GEMA nicht möglich (wer öfter bei Youtube ist, weiß was ich meine).

Im Moment läuft das Video auf Youtube und daher nutze ich die Gunst der Stunde:


Am besten als Vollbild ansehen!

Vor 50 Jahren: Der Briefwechsel zwischen den polnischen und den deutschen Bischöfen

"Wir vergeben und bitten um Vergebung"
Mein Lieblingsdenkmal


So lautete der wohl wichtigste Satz eines Briefe, den die polnischen Bischöfe am 18. November 1965 am Rande des Zweiten Vatikanischen Konzils ihren deutschen Amtsbrüdern überreichten.

Dieser Brief war neben der Ostdenkschrift der evangelischen Kirchen ein wichtiger Schritt zur deutsch-polnischen Verständigung und Versöhnung. Da die Versöhnung auf politischer Ebene nicht stattfand, haben die Kirchen hier die Initiative ergriffen und einen sehr wichtigen Beitrag zur Versöhnung geleistet.

Von links: Karol Wojtyla, Antoni Baraniak, Stefan Wyszynski, Boleslaw Kominek

Der Brief der polnischen Bischöfe war ein sehr mutiger Schritt. Den polnischen Bischöfen war bewusst, dass sie mit diesem Brief sozusagen inst Visier der kommunistischen Regierung geraten würden. Und die kommunistische Regierung war ohnehin nicht zimperlich im Umgang mit der Kirche. Tatsächlich war die kommunistische Regierung erzürnt über den Brief. Die Wut der Regierung hatte vor allem zwei Gründe: Die Regierung störte sich daran, dass die polnischen Bischöfe sich in die Außenpolitik eingemischt hatten. Die Regierung störte sich aber vor allem an dem Teilsatz "...und bitten um Vergebung".

Mit diesem Teilsatz gaben die polnischen Bischöfe zu, dass auch Polen den Deutschen Leid zugefügt hatten (zum Beispiel bei den Vertreibungen). Genau dieses Thema war aber im öffentlichen Diskurs des kommunistischen Polen tabu. Die kommunistische Regierung war der Auffassung, dass Polen nicht um Vergebung bitten müsse. Zudem fuhr die Regierung Gomulka außenpolitisch eher eine antideutsche Linie.

Auch große Teile der polnischen Bevölkerung taten sich mit dem Teilsatz "...und bitten um Vergebung" schwer.

Boleslaw Kominek
Die polnische Regierung startete eine Kampagne gegen die katholische Kirche Polens. Die polnischen Bischöfe, besonders der Primas von Polen, wurden in den staatlichen Medien angegriffen und als Verräter dargestellt. Priester wurden unter Druck gesetzt.

Leider fiel die Antwort der deutschen Bischöfe sehr ernüchternd aus. Die deutschen Bischöfe blieben weit hinter der Großherzigkeit und dem Mut der polnischen Bischöfe zurück.
"Bis heute überrascht mich die kühle und kühne Antwort der deutschen Bischöfe. Die polnischen Bischöfe haben in einem kommunistischen System, in dem sie dauerhaft unterdrückt wurden, sich gewagt, metapolitisch zu denken. Außerhalb des kommunistischen Systems etwas zu erwähnen, was für damalige Verhältnisse absoluter Tabubruch war: dass Polen und Deutsche tatsächlich versöhnt sein können." (So Jörg Lüer im Deutschlandfunk)
Dies wiederum gab den Kritikern der polnischen Bischöfe Rückenwind.

Und dennoch: Die kommunistische Regierung startete eine landesweite Plakataktion. Auf diesen Plakaten stand geschrieben: "Wir vergeben nicht". Bei Nacht und Nebel schrieben Unbekannte darunter: Katyn. (Ich verweise an dieser Stelle nochmal kurz auf den Film über Katyn von Andrzej Wajda.) Auf diese Weise wurden die Plakate zum Bumerang für die polnische Regierung.
Bei den Millenniums-Feierlichkeiten im Jahre 1966 fragte Stefan Wyszynski die anwesenden Gläubigen: "Vergebt ihr?" Und die Gläubigen antworteten: "Wir vergeben."

Verfasser des Briefes war Boleslaw Kominek, Erzbischof von Breslau.

Dienstag, 17. November 2015

Gott liebt diese Welt

Gott liebt diese Welt,
ihre Dunkelheiten
hat er selbst erhellt,
im Zenit der Zeiten
kam sein Sohn zur Welt.

Eine Strophe, die mir immer wieder Hoffnung gibt, auch in schwierigen Zeiten.


Notre Dame de Paris - 2008


Paris von oben - 2008


Tour d'Eiffel - 2008


Mittwoch, 4. November 2015

Warschauer Stadtrand

Ein sehr schöner Artikel über einen polnischen Friedhof:

http://kath-ru.blogspot.de/2015/11/warschau-3-november.html

Sonntag, 1. November 2015

Allerseelen 2015

Schöner als im letzten Jahr könnte ich diesmal auch nicht ausdrücken, deshalb poste ich zu Allerseelen noch einmal meinen Beitrag vom letzten Jahr:

Ich weiß, der Brauch, auf den Friedhof zu gehen, für die Verstorbenen zu beten und die Gräber zu segnen, gehört eigentlich zu Allerseelen und heute ist Allerheiligen. Für mich gehören aber beide Feste zusammen, und ich finde Allerseelen fast noch schöner und tröstlicher, als Allerheiligen.

Während in Deutschland (zumindes in meiner Heimat) bei der Gräbersegnung immer bleierne Begräbnisstimmung herrscht, hat das Ganze in Polen eine würdevolle und hoffnungfrohe, fast schon heitere Stimmung.

"Der schönste kirchliche Feiertag in Polen ist der erste November, also Allerheiligen. An diesem Tag ist das ganze Land in Bewegung. Fast jeder Pole besucht die Gräber seiner Angehörigen und nimmt dafür zehnstündige Zugfahrten in Kauf. Vor den Friedhöfen parken kilometerlange Autokolonnen, die Polizei dirigiert Sonderbusse durch das Chaos. An den Toren werden tonnenweise Ewige Lämpchen und Blumen verkauft."

So schildert es Steffen Möller in seinem Buch "Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen", das 2009 im Fischer Verlag erschien.

Samstag, 31. Oktober 2015

Halloween :)

Nein, keine Angst, ich will jetzt hier keine Werbung für Gruselkostüme machen.

Ich möchte hier nur ein paar Links teilen, die uns zeigen, wie katholische Pfarreien in Polen den Abend vor Allerheiligen (All Hallows' Eve) mit den Kindern feiern.

Es gibt einen Allerheiligen-Ball. Die Kinder suchen sich einen Heiligen oder eine Heilige aus und verkleiden sich dann so. Meistens gibt es noch ein kleines Theaterstück mit religiösem Ihnalt und es wird getanzt.

http://diecezja.waw.pl/3757

http://www.olszyna.pl/index.php?option=16&action=news_show&news_id=296

Oder es gibt einen Laternenumzug, mit Laternen, auf denen Heilige zu sehen sind.

http://diecezja.waw.pl/4388

Das ist doch eine schöne Alternative zu dem Halloween-Grusel, oder nicht?


Und da behaupten die deutschen Medien immer, die polnische katholische Kirche sei so erzkonservativ (dunkelkatholisch!) und nicht in der Lage, auf die Probleme der modernen Welt zu reagiern. Über solche Ansichten kann ich manchmal wirklich nur lachen :) Es ist doch wohl eher die deutsche Kirche (zumindest Teile davon), die nicht in der Lage ist, auf die Probleme der modernen Zeit zu reagieren.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Schwerhörigkeit in der Lokalzeit Südwestfalen

Heute darf ich ein Video der Lokalzeit Südwestfalen verlinken. Eine hörgeschädigte Frau berichtet über ihr Leben mit der Schwerhörigkeit.

http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-suedwestfalen/videoschwerhoerigkeitimalltag100.html

Ich weiß nicht genau, wie lange dieses Video noch in der Mediathek des WDR drin sein wird, am besten also ganz schnell anschauen ;)

Freitag, 23. Oktober 2015

Nachtrag zum 22. Oktober

Am 22. Oktober ist der Gedenktag Johannes Pauls II. Deshalb verlinke ich heute noch nachträglich ein Video:


Sonntag, 18. Oktober 2015

Blöde Werbung

Auch Hörgeräte - nein es heißt jetzt Hörsysteme - werden von den Herstellern beworben.

Ich kann sehr gut verstehen, wenn die Hersteller in der Werbung darauf aufmerksam machen, was das Hörgerät alles kann. Schließlich gibt es da je nach Technik wirklich Unterschiede, und je nach Technik ist der Klang auch anders. Ich fand Musikhören am Anfang ganz furchtbar. Dann hat mein Akustiker mir noch ein Musik-Programm eingestellt und damit finde ich Musikhören nun sehr angenehm. So ein Programm hat natürlich nicht jedes Hörgerät, deswegen finde ich es durchaus legitim, da in der Werbung auch drauf hinzuweisen.

Zwei Aspekte sind es, die mich an der Hörgeräte-Werbung nerven.
Erstens: "Das Hörsystem ist fast unsichtbar" (siehe zume Beispiel hier und hier.)
Zweitens: "Klares Sprachverstehen auch bei Störgeräuschen" (siehe hier und nochmal hier)

Zum zweiten Punkt: Hörgeräte können niemals das leisten, was ein gesundes Ohr leisten kann. An die Genialität der göttlichen Schöpfung kommt die Technik einfach nicht heran. Freilich sind die Hörgeräte und auch die übrige Hörtechnik in den letzten Jahrzehnten wirklich sehr, sehr, sehr viel besser geworden. Es ist toll, was Hörgeräte heutzutage alles können, und ich bin dankbar dafür. Dennoch sind sie weiterhin eine Protese und ich finde es falsch, wenn Akustiker und Hörgerätehersteller immer so tun, als könne man mit Hörgeräten wieder normal hören. Auf diese Weise verstärken sie nämlich ein verbreitetes Vorurteil über Schwerhörige, nämlich das Vorurteil "Ach, die haben halt das Hörgerät im Ohr und hören jetzt wieder normal."

Ich höre mit Hörgerät immer noch anders und schlechter als Guthörende. Und Sprachverstehen bei Störgeräusch ist für mich immer ein sehr großes Problem. Es ist schön, dass die Hörgerätehersteller sich bemühen, die Hörtechnik an diesem Punkt zu verbessern. Aber sie sollen bitte nicht so tun, als höre man mit Hörgeräten wieder normal.

Das ist vielleicht auch eine Frage des Hörverlustes. Eine Person, die nur einen schwachen Hörverlust hat, kann mit Hörgeräten vielleicht wirklich wieder annähernd normal hören. Mein Hörverlust ist aber schon so stark, dass es nicht geht.

Zu Punkt eins: Ich weiß gar nicht, ob ich hier schonmal etwas darüber gepostet habe, dass ich die Unsichtbarkeit der Hörbehinderung manchmal als sehr nachteilig empfinde. Es gibt nichtbehinderte Leute, die zu mir sagen: "Ach, sei doch froh, dass man das nicht sieht. Dann fällt es nicht so auf."

Nein, ich bin meistens nicht froh über die Unsichtbarkeit der Hörschädigung. Erstens ergeben sich dadurch viele Missverständnisse, die nicht entstehen würden, wenn man die Hörbehinderung gleich sehen würde. Zum Beispiel wenn ich an der Kasse auf die Frage nach der Paybackkarte nicht antworte, weil ich so sehr damit beschäftigt war, mein Geld aus dem Portmonnaie zu kramen, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass die Kassiererin mir noch eine Frage gestellt hat. Das gibt immer Irritationen, weil die Kassiererinnen oder Kassierer selten auf die Idee kommen, dass ich deswegen nicht antworte, weil ich schwerhörig bin.

Schon allein deswegen finde ich es wichtig, Hörschädigung sichtbar zu machen, am besten mit knalligen, schönen Hörgeräten und Ohrstücken.

Zudem haftet der Hörbehinderung immer noch ein Stigma an. (Ein paar Infos dazu hier und hier) Sie ist etwas, das man lieber versteckt, lieber nicht zeigt. Doch gerade das Verstecken bringt die großen Schwierigkeiten mit sich. Eben weil es dann immer Irritationen gibt. Wenn ich nicht zu meiner Hörschädigung stehe, dann kann es ganz schnell passieren, dass die Leute denken: "Oh, die ist aber schwer von Begriff." Weil ich ständig nachfrage. Oder sie denken: "Die ist aber arrogant." Weil ich nicht gehört habe, dass jemand gegrüßt habt und einfach weitergegangen bin.

Gerade deswegen finde ich es schade, dass die Hörgerätehersteller und auch die Akustiker das "Versteckspiel" mitmachen und immer damit werben, wie unsichtbar die neuen Hörgeräte doch sind. Ich kann durchaus verstehen, dass manche Leute Angst haben, ihre Schwerhörigkeit zu zeigen. Allerdings wäre es doch besser, den Menschen die Angst zu nehmen, anstatt das Versteckspiel mit zu machen und immer "unsichtbarere" Hörgeräte zu kreieren.

Ich habe so schöne rote Ohrpassstücke mit Brillies. Solche Ohrstücke liegen bei keinem Akustiker in der Auslage. Wenn man fragt, bekommt man schon einen dicken Katalog mit vielen schönen Modellen. Aber man muss halt fragen. Und das finde ich schade.

Mein erster Akustiker hat immer gesagt:
"Der Schmuck muss ja nicht unbedingt am Ohr hängen, er kann ja auch im Ohr sitzen!"
 So ist es!

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Herbst

Bevor wir uns nun auf den Schnee einstellen...


Sonntag, 11. Oktober 2015

Nachtrag zu "Hörst du besser ?"

Zu meinem Post von letzte Woche ist mir noch was eingefallen:

Als ich vor 6 Jahren meine neuen Hörgeräte bekam, mussten diese natürlich an meine Hörkurve angepasst werden. Meine Akustikerin hatte eine Voreinstellung gemacht und dann musste ich sagen, wie es klingt, und was aus meiner Sicht noch anders oder besser klingen müsste.

Es ist für mich gar nicht immer so leicht, die Höreindrücke zu beschreiben. Am Anfang klang halt alles komisch und anders. Ich versuchte also der Akustikerin zu erklären, was komisch klingt, sie versuchte das in der Einstellung entsprechend zu ändern. Aber es wollte nicht so recht gelingen. Ich war nicht zufrieden und auch etwas verzweifelt. Auch die Akustikerin war mit ihrem Latein am Ende.

Da sagte sie: "Sie hören so schlecht, aber sie haben ein sehr gutes Höreindrucksgedächtnis." Ich hatte mir also genau gemerkt, wie die Töne klingen sollen und mit dem neuen Gerät klang alles anders.

Ich benutze übrigens Phonak Naida V

Samstag, 10. Oktober 2015

Seligsprechung Stefan Wyszynskis

Komancza 1956 - Wyszynski ist rechts im Bild
Am 29. Mai 2011 sagte Papst Benedikt nach dem Angelusgebet über Stefan Wyszynski:

"Während wir um das Geschenk seiner Seligsprechung bitten, lernen wir von ihm die vollständige Hingabe an Maria."

Ein erster Schritt auf dem Weg zur Seligsprechung wurde getan. Im September ist die Positio fertig geworden, also eine Lebensbeschreibung Wyszynskis für die alle Dokumente sorgfältig geprüft wurden und auch Zeugen befragt wurden. Die Positio wurde der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse übergeben.

Ich freue mich schon auf die Seligsprechung ;-)

Das Grab Wyszynskis in der Johanneskathedrale

Höhlenkloster

Wer einmal ein unterirdisches Kloster sehen möchte, wird hier fündig:

http://kath-ru.blogspot.de/2015/10/ein-kloster-unter-der-erde.html

Sonntag, 4. Oktober 2015

Hörst Du besser? Oder: Hören kommt vom Gehirn

Nachdem ich also gestern und vorgestern gegen Geschichtsrevisionisten zu Felde gezogen bin (was mir einen Anstieg der Leserzahlen beschert hat) gibt's heute ein harmloses Thema, nämlich das Hören.

Heute morgen war ich mit einer Freundin frühstücken. Nach dem Frühstück meinte sie, ich hätte sie viel besser verstanden als früher, ob ich neuerdings besser hören würde.

Nein, ich höre noch nicht besser. Meine Hörkurve ist immer noch dieselbe. Aber zum einen sind Hören (also das Wahrnehmen akustischer Reize) und Verstehen zwei verschiedene Dinge. Klingt jetzt komisch, ist aber so. Ein Geräusch höre ich als Hörgeschädigte einfach so, wie ich es höre und kann es dann auch zuordnen. Wenn ich einzelne Frequenzen des Geräuschs nicht höre, macht das nichts, weil ich das Gesamtgeräusch trotzdem wahrnehme.

Bei Sprache hingegen ist man aufgeschmissen, wenn man bestimmte Frequenzen nicht hört. Weil da eben wichtige Informationen drin sind, die für das Sprachverstehen wichtig sind.

Hören und Sprachverstehen sind aber immer eine Sache des Gehirns. Mit einem neuen Hörgerät zum Beispiel oder auch mit dem CI klingt die Welt plötzlich ganz anders. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn aber an die neuen Reize und kann die Geräusche dann zuordnen. Nach ein paar Wochen mit neuem Hörgerät klingt die Welt für mich wieder "normal" (also so wie mit dem alten Hörgerät).

"Das Gehirn macht aus dem , was ankommt, mit der Zeit einfach das, woran es gewöhnt ist. Oder was es gerne hätte." (Alexander Görsdorf, Taube Nuss, Reinbek bei Hamburg 2013, S.179)
Das Sprachverstehen hängt in mehrfacher Hinsicht vom Gehirn ab. Zum einen, weil das Hören eine Sache des Gehirns ist. Manche Menschen verstehe ich auf anhieb gut, weil sie deutlich sprechen, andere verstehe ich zunächst nicht so gut, gewöhne mich aber mit der Zeit an ihre Stimme, an ihr Lippenbild und an ihre Aussprache. Dann klappt das Verstehen besser. Manche Menschen verstehe ich dann irgendwann so gut, dass ich sie auch ohne Worte verstehe :) Sprachverstehen ist für mich aber auch deswegen eine Sache des Gehirns, weil ich ja nicht nur hören muss, sondern auch Lippenlesen und sogar noch kombinieren (d. h. das was ich weder hören noch absehen konnte, aus dem Kontext heraus erschließen). Das ist anstrengend. Und wenn ich schon müde oder erschöpft bin, dann verstehe ich halt einfach nicht so gut. Bin ich dagegen frisch und ausgeruht, verstehe ich besser. Und genau das war heute morgen der Fall.

Dazu noch ein kleiner Link: https://rehagroenenbach.wordpress.com/2013/12/10/sprachverstehen-sprachverarbeitung/

Samstag, 3. Oktober 2015

So schnell kann's gehen

So schnell hat man einen Rassismusvorwurf am Hals.

Ich habe auf einem anderen Blog einen Kommentar verfasst zu einem polnischen Priester, der Artikel aus der Zeitung Junge Freiheit auf seinem facebook-Profil geteilt hat. Der Kommentar ist sehr lang, er ist hier zu finden.

Ich habe mich in dem Kommentar recht kritisch zur Jungen Freiheit geäußert, da diese ein revisionistisches Geschichtsbild vertritt. Geschichtsrevisionismus definiert die Wikipedia wie folgt:

"Als Geschichtsrevisionismus bezeichnet man Versuche, ein wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich anerkanntes Geschichtsbild zu revidieren, indem bestimmte Ereignisse wesentlich anders als in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft erklärt und/oder gedeutet werden."
Ich warf der JF vor, sie würde behaupten, Polen habe den Zweiten Weltkrieg entfacht. Das habe ich tatsächlich sehr polemisch formuliert, das muss ich zugeben. Mir hängen diese ganzen geschichtsrevisionistischen Meinungen inzwischen nämlich schon sehr zum Halse raus. Dazu weiter unten mehr.

Außerdem wunderte ich mich darüber, dass ein polnischer Priester Artikel einer Zeitung teilt, die bezüglich des Zweiten Weltkrieges ein so revisionistisches Geschichtsbild verbreitet.
Ich weiß nämlich aus Erfahrung, dass die polnische Gesellschaft sehr empfindlich ist, was solch revisionistische Tendenzen angeht, das kann man zum Beispiel an diesem Artikel sehen.

Daraufhin schrieb ein unbekannter Leser folgenden Kommentar:






Getroffene Hunde bellen. Das war das erste, was mir dazu einfiel. Dennoch war ich auch erschrocken über die schärfe des Tonfalls, die in diesem Kommentar zum Ausdruck kommt.

Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht so genau, an welcher Stelle genau mein Kommentar rassistisch gewesen sein soll. Wisst Ihr es?

Ich habe auf den Kommentar noch einmal mit einem längeren Kommentar geantwortet. Einen Teil daraus zitiere ich hier:


"@Unknown:
Sie haben Recht, wenn Sie von mir Belege fordern. Als Beispiel dafür, dass die JF geschichtsrevisonistische Thesen vertritt, verweise ich auf Artikel von Stefan Scheil:

https://jungefreiheit.de/kolumne/2014/gedenken-an-den-1-september-1939-ein-routineschwindel/#comments

https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2010/historiker-scheil-steinbach-hat-recht/

https://jungefreiheit.de/kolumne/2014/gewoehnliche-geschichtsklitterei/

Scheil hat übrigens einen langen Eintrag bei der Wikipedia.

In einem Artikel echauffiert Scheil sich darüber, dass der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als deutscher Überfall auf Polen bezeichnet wird. Ja, wie soll man das, was da am 1. September 1939 passiert ist, denn sonst nennen?

Scheil vertritt die These, dass die deutsche Regierung von den europäischen Nachbarn - allen voran Polen - zum Krieg gedrängt worden sei. Das Deutsche Reich hätte gar keine andere Wahl gehabt.

Wie bitte? Die deutsche Wehrmacht ist am 1. September 1939 in Polen einmarschiert, hat dort gemeinsam mit Angehörigen der Waffen-SS schlimme Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübt, und Stefan Scheil kommt daher und behauptet, das deutsche Reich hätte zwangsläufig so handeln müssen, weil es keine andere Wahl gehabt hätte.
Das ist sehr wohl der Versuch, die Verantwortung für den Ausbruch des Krieges von Deutschland weg auf andere Staaten, allen voran Polen, zu schieben. Das ist sogar der Versuch, die Verantwortung für deutsche Gräueltaten auf andere Staaten zu schieben. Und damit relativiert Stefan Scheil sehr wohl den Nationalsozialismus. In all seinen Artikeln unterschlägt er nämlich eben jene Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Anghörige der Wehrmacht und der Waffen-SS in Polen verübt haben. Er tut so, als hätte es diese Verbrechen gar nicht gegeben.

Ich verweise hier noch auf einen Artikel bei der Wochenzeitung "Welt".

http://www.welt.de/kultur/article4439020/Allein-Hitler-war-am-Zweiten-Weltkrieg-schuld.html

Wenn ich von "antipolnischen" Tendenzen in der JF spreche, dann meine ich damit nicht deren Berichterstattung über polnische Autodiebe, sondern eben jenes revisionistische Geschichtsbild, das in der JF verbreitet wird. Da ich nirgends etwas über polnischen Autodiebe geschrieben habe, ist Ihr Rassismusvorwurf unhaltbar."

Nun kann man tatsächlich nicht sagen, dass Scheil Polen die alleinige Schuld am Zweiten Weltkrieg gibt. Meine Formulierung in meinem ersten Kommentar war da wirklich überspitzt und drückt doch eher meinen Ärger über die revisionistischen Geschichtsbilder aus. Dennoch versucht Scheil ganz klar, die Verantwortung für den Ausbruch des Krieges von Deutschland weg auf andere Staaten, allen voran Polen zu schieben. Nun ist Stefan Scheil nicht die JF, aber die JF bietet ihm eine Plattform. Mein Vorwurf an die JF ist also weder infam noch unwahr. Die JF vertritt ein revisionistisches Geschichtsbild, das die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg von Deutschland weg auf andere Staaten, besonders auf Polen schiebt. Im Übrigen gibt es auch noch etliche andere Historiker, die meine Einschätzung zu Stefan Scheil und zur JF teilen.

Nun bin ich mal gespannt, ob ich noch eine Antwort auf meinen Zweiten Kommentar bekomme.

Eigentlich sollte mein Blog ja ein verbindendes Blog sein und ich wollte mich nicht allzu sehr mit kontroversen Themen aufhalten. Aber da ich mich im Rahmen meiner Dissertation ja mit vielen verschiedenen Meinungen und Geschichtsdeutungen auseinandersetzen muss, kannte ich die JF und ihre Thesen. Und da es auch noch um einen polnischen Priester ging, hat es mir irgendwie in den Fingern gekribbelt. 

Freitag, 2. Oktober 2015

"Und was sagen die Kardinäle Lenin und Engels?"

Auf einer polnischen facebook-Seite wurde einmal eine Interviewäußerung von Reinhard Kardinal Marx gepostet (in polnischer Übersetzung natürlich). Es ging in dieser Äußerung um die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zum Kommunionempfang, die von Kardinal Marx befürwortet wurde.

Ein polnischer facebook-Nutzer schrieb darunter: "Und was sagen die Kardinäle Lenin und Engels?" Sicher, dieser Kalauer mit dem Nachnamen ist irgendwie auch ein bisschen billig, aber ich habe trotzdem in mich hineingekichert. Die Frage "Und was sagen die Kardinäle Lenin und Engels?" stellen Kardinal Marx (oder zumindest seine Äußerungen) natürlich in eine bestimmte politische Ecke (und dieses In-eine-bestimme-Ecke-stellen ist ja auch nicht unproblematisch). Da es die Kardinäle Lenin und Engels aber gar nicht gab, macht die Frage ja auch irgendwie deutlich, dass man die Äußerungen des Kardinals nicht weiter ernst nehmen muss.

Genau deswegen war diese Frage das erste, was mir einfiel, als ich von der Pressekonferenz hörte, bei der Kardinal Marx im Grunde genommen sagte, katholische Blogger seien blöde.

Man verstehe mich nicht falsch, ich möchte gerne in Achtung über unsere Oberhirten sprechen. Zumal ich aus der Erzdiözese Paderborn komme, von eben jenem Reinhard Marx gefirmt wurde und ich damals von seiner Wortgewalt (er predigte frei zu einem Thema, das wir ihm vorgegeben hatten) sowie von seiner "Volksnähe" (er kann bzw. konnte doch sehr gut auf die Menschen zugehen) beeindruckt war.

Was mich an der Aussage stört, ist auch weniger der Inhalt, sondern die für deutsche Bischöfe doch sehr typische Defensivität gegenüber den Medienschaffenden. Im Grunde genommen lässt sich hier mal wieder ein Bischof von einem Journalisten vorführen. Der Bloggerkollege von Huhn meets Ei hat dazu einen sehr differenzierten und treffenden Post verfasst.

Sonntag, 27. September 2015

Cannstatter Wasen

Heute war ich mit einer Freundin auf der Cannstatter Wasen. (Für alle Nichtschwaben: Das ist quasi das schwäbische Oktoberfest.) Zum ersten Mal.

Musik
 

Nachdem ich schon Kettenkarussell, Sailor und Riesenrad gefahren war, kamen wir an einem Stand mit dem Namen "Mäusezirkus" vorbei. Ich dachte, da wären irgendwelche Plüschmäuse zu sehen. Meine Freundin sagte mir, da wären echte Mäuse zu sehen. Ich verstand es nicht richtig und habe auch gar nicht mitbekommen, dass ich das gar nicht das gar nicht richtig verstanden habe. Ich war wohl schon zu müde. Ich sagte einfach, ich würde mitkommen wollen. Als ich aber den Vorhang zur Seite schob, sah ich, dass es echte Mäuse waren. Sicher, sie waren hinter Glas, aber das wollte ich mir dann doch nicht antun. Meine Freundin meinte dann, sie hätte es mir doch gesagt... Hmpf.

Sailor
Kettenkarussell