"Dass Hörgeräte weithin sichtbar sein, denken nur ihre jeweiligen Träger." So hat Alexander Görsdorf es einmal formuliert. Letztlich ist es wohl doch ein Stück weit die Scham, die uns Hörgeräteträger immer denken lässt, man würde die HG's überall sehen.
Auch ich tappe immer wieder in diese Falle. Auch ich denke immer, dass meine Hörgeräte doch weithin sichtbar sein müssten. Vor allem weil sie doch auch noch knallrot sind. Und immer wieder stelle ich fest, dass sie es gar nicht sind. "Ach wie, Sie haben Hörgeräte? Ist mir gar nicht aufgefallen."
Gestern war es ein einziges Mal anders. Ich wollte in Stuttgart am Hauptbahnhof eine Info über den Zug nach Tübingen einholen. Ich fragte also die Dame... und das erste was sie antwortete war: "Können Sie mich so hören?" Gut, kann auch sein, dass die Dame das jeden fragt, glaube ich aber nicht. Ich glaube, die hat tatsächlich meine HG's gesehen. Das war mal nett.
Ganz beschwingt von dieser Erfahrung ging ich dann zum Bahnsteig und stieg in den Zug. Da ich schon den ganzen Tag in lärmenden Zügen gesessen hatte, beschloss ich, meinen Ohren mal Ruhe zu gönnen, schaltete die Hörgeräte aus, schnappte mir ein Buch und begann zu lesen. Sollte man nicht machen. Irgendwann kam nämlich ein junger Mann, der auf dem freien Platz neben mir sitzen wollte, auf dem aber noch meine Tasche stand. Er muss mich mehrmals angesprochen haben, aber ich habe nichts gemerkt. Schließlich tippte er mich an - immerhin! - und als ich aufblickte schaute mal wieder der halbe Großraumwagen zu mir herüber.
Das Schwierige einer Hörbehinderung ist eben auch die Tatsache, dass sie nicht sichtbar ist.