Jasna Góra

Jasna Góra

Freitag, 30. Juni 2017

Ein paar lose Gedanken zur Politik

Eigentlich möchte ich schon länger einen Beitrag über eine Lichtsignalanlage (Hilfsmittel für Hörgeschädigte) schreiben. Doch angesichts der aktuellen Lage spuken mir einige Gedanken im Kopf herum.

Ich finde es tatsächlich sehr denkwürdig, dass Angela Merkel ihren Politikwechsel offenbar weder mit ihrer Partei noch mit der Fraktion abgesprochen hat. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie ihren Politikwechsel bei einer Veranstaltung mit der Zeitschrift "Brigitte" verkündet.

Zweitens ist es doch sehr interessant, dass in den Medien zu lesen war, Angela Merkel habe den Fraktionszwang aufgehoben und den Abgeordneten erlaubt, nach ihrem Gewissen zu entscheiden. Soweit ich weiß, sind Bundestagsabgeordnete bei jeder Abstimmung allein ihrem Gewissen verpflichtet. Wolfgang Bosbach hat es treffend formuliert: "Diese Verantwortlichkeit kann weder durch großzügige Geste der Fraktionsführung gewährt werden, noch per Dekret von dort eingeschränkt werden." Was sagt es über den Zustand unserer Demokratie und auch unserer Medienlandschaft aus, wenn Angela Merkel nun in den Medien als Heldin dargestellt wird, weil sie den Fraktionszwang für diese eine Abstimmung aufgehoben habe?

Drittens wurde ja gewünscht, dass die Abstimmung eine namentliche sein sollte. Die Abgeordneten konnten also nicht anonym abstimmen. Ich weiß nicht genau, wie das bei Abstimmungen im Bundestag gehandhabt wird, welche Abstimmungen dort anonym stattfinden und welche namentlich stattfinden. Ich finde das aber doch bedenklich. Warum sollte ausgerechnet diese Abstimmung namentlich sein? Wozu muss man wissen, wer genau mit "ja" und wer mit "nein" gestimmt hat?

Und schließlich ist da ja noch die Frage, ob diese Entscheidung verfassungswidrig ist. Zwei ehemalige Verfassungsrichter sind dieser Auffassung und auch das Bundesinnenministerium. Derselbe Heiko Maas, der mit seinem "Netzwerkdurchsetzungsgesetz" im Grunde genommen eine Art Gummiparagraph eingeführt hat, behauptet in Bezug auf die Ehe für alle, es sei keine Verfassungsänderung nötig. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Was mich an dieser Sache am meisten ärgert, ist Folgendes: Dieselben Leute, die hier in unserem Land die Demokratie untergraben (oder wie soll man das anders nennen), zeigen mit dem Finger auf Polen und behaupten, dort werde ein totalitäres System errichtet. Ich lese leider zu wenig polnische Nachrichten, um die politische Lage dort angemessen einschätzen zu können. Ich will auch gar nicht bestreiten, dass es durchaus berechtigte Kritik an der polnischen Regierung gibt. Allerdings habe ich bei meinen Besuchen in Polen und im Gespräch mit meinen Freunden und den Verwandten meines Mannes nicht den Eindruck, in einem totalitären Land zu sein. Bei vielen deutschsprachigen Zeitungsartikeln und Stellungnahmen von deutschen Politikern habe ich aber einfach den Eindruck, da wird nicht mit Sachargumenten argumentiert, sondern da werden einfach nur irgendwelche Behauptungen aufgestellt. Z. B. hier.

Ein wirklich sachlicher und unaufgeregter Artikel über die Lage in Polen erschien auf dem katholischen Nachrichtenportal CNA: http://de.catholicnewsagency.com/story/in-polen-schlagt-auch-das-herz-europas-0451

Samstag, 10. Juni 2017

Wellnesschristentum

Vieles ist schon geschrieben worden über das Projekt "Valerie und der Priester". Über Sinn oder Unsinn dieses Projekts, über gute und problematische Aspekte.

http://mightymightykingbear.blogspot.de/2016/11/valerie-und-die-jungen-erwachsenen.html

http://wellenwindwandern.blogspot.de/2017/01/was-ich-gerne-noch-gesagt-hatte.html

http://papsttreuerblog.de/2016/06/16/die-bibel-auf-der-leseliste/

Ich möchte nur noch einen Aspekt aufgreifen. In den "Briefen zu Halbzeit" schrieb Valerie:

"In einer der ersten Wochen stand ich Mal in der Kirche und fühlte mich plötzlich wieder als sei ich 14 Jahre alt. Ich wollte meine Haare pink färben, ganz laut „Rebell“ von den Ärzten hören und schreien. Diese Ruhe, diese Gleichheit, diese Wiederholung — alles nervte mich. Ich wollte raus. Und ich war wütend — auf alle, die dort standen, weil ich mir dachte: Was macht Ihr denn hier? Wieso macht Ihr jetzt gerade nicht irgendetwas, das Menschen tatsächlich hilft, statt hier zu stehen, zu singen und zu beten? Ihr redet die ganze Zeit von Gott und der Liebe, aber Ihr meint doch auch nur Menschen, die so sind wie Ihr.

[...]

 Heute werde ich nicht mehr wütend, wenn ich in der Kirche stehe. Weil ich gelernt habe, dass es in der Kirche um viel mehr geht. Es geht um die Erkenntnis, dass Ihr geliebt seid, von Gott. Was Ihr da macht? Ihr sucht nach Gnade, Kraft. Und Kraft braucht man, um wirken zu können, auch außerhalb der Kirche. Es bedeutet Euch viel, wie viel, werde ich vermutlich nie ganz nachvollziehen können. Aber wer bin ich, Euch das abzusprechen. Gott ist keine Frage für Euch, sondern ein Fakt — und natürlich sucht Ihr den Ort, an dem Ihr dessen Liebe erfahren könnt, und sucht die Kraft der Gemeinschaft, die Euch stärkt."

Besonders diese letzten Zeilen sind mir im Gedächtnis geblieben. Denn irgendwie erinnert mich das Ganze an einen Satz bzw. eine Frage, die meine Mutter mir öfter stellt: "Ja, gibt dir das denn was, wenn du sonntags in die Kirche gehst. Kannst du dir da was mitnehmen?"

Sowohl Valeries Analysen als auch diese Frage meiner Mutter offenbaren eine Einstellung, die heute möglicherweise sehr verbreitet ist, die aus meiner Sicht aber mit dem katholischen Glauben nicht kompatibel ist. Es ist eine Einstellung, die davon ausgeht, dass man nur noch Dinge tut, "die einem gut tun", bei denen man "sich etwas mitnehmen" kann. Dinge, die uns jetzt, gleich, sofort und hier im irdischen Leben etwas nützen.

Nun ist Valeries Analyse sicher nicht ganz falsch. Wir Christen dürfen und sollen in der Heiligen Messe auch Kraft und Stärkung finden. Und die Heilige Messe hat eine Gnadenwirkung. Allerdings entsteht bei Valerie ein bisschen der Eindruck, als sei diese Stärkung der erste und einzige Zweck der Messe oder gar des Glaubens. Und genau das stimmt einfach nicht.

Mal ganz abgesehen davon, dass der Besuch einer Heiligen Messe mich nicht immer stärkt, denn mancherorts darf man ja die interessantesten Liturgiemissbräuche erleben. Ein bekannter meines Mannes hat es mal schön ausgedrückt: Früher haben wir das Heilige Messopfer gefeiert. Heute ist es ein Opfer, in die Heilige Messe zu gehen. Also abgesehen davon, dass eine Messe mich nicht immer stärkt, stelle ich mir auch gar nicht die Frage, ob der Messbesuch mir "etwas bringt". Ich möchte gerne eine lebendige Gottesbeziehung haben und zu dieser lebendigen Gottesbeziehung gehört eben an erster Stelle der Besuch der Heiligen Messe am Sonntag.

Romano Guardini hat in seinem Werk "Vom Geist der Liturgie" dargelegt, dass die Liturgie keinen Zweck erfüllt. Aber alles was in der Liturgie vollzogen wird, hat einen tieferen Sinn. Es ist die Offenbarung Gottes. Es ist gebetete Wahrheit.

Wenn man also versucht, der Liturgie einen Zweck zu geben - und das ist es ja letztlich, was die Leute machen, wenn sie erwarten, dass die Messe ihnen "gut tut" - dann macht man die Liturgie im Grunde genommen kaputt, denn die Liturgie hat eben keinen Zweck sondern einen Sinn.

Sonntag, 4. Juni 2017

Sehnsucht






Immer im Sommer,

wenn fast kein Wölkchen am Himmel zu sehen ist,
wenn man in die unendlichen Weiten des Himmels schauen kann,
wenn die Flugzeuge ihre Kondensstreifen am Himmel ziehen,
wenn das Jahr seinen Höhepunkt erreicht hat, den Höhepunkt zwischen Neubeginn (Frühling) und Abschied (Herbst),
immer dann erfasst mich so eine Sehnsucht.

Früher dachte ich, es sei Fernweh.
Doch ich glaube, es ist kein Fernweh,
sondern eher Heimweh.
Heimweh nach der ewigen Heimat.


Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir, o Gott“
(Hl. Augustinus)