Jasna Góra

Jasna Góra

Freitag, 22. Mai 2015

Können Sie mich hören?

"Dass Hörgeräte weithin sichtbar sein, denken nur ihre jeweiligen Träger." So hat Alexander Görsdorf es einmal formuliert. Letztlich ist es wohl doch ein Stück weit die Scham, die uns Hörgeräteträger immer denken lässt, man würde die HG's überall sehen.

Auch ich tappe immer wieder in diese Falle. Auch ich denke immer, dass meine Hörgeräte doch weithin sichtbar sein müssten. Vor allem weil sie doch auch noch knallrot sind. Und immer wieder stelle ich fest, dass sie es gar nicht sind. "Ach wie, Sie haben Hörgeräte? Ist mir gar nicht aufgefallen."

Gestern war es ein einziges Mal anders. Ich wollte in Stuttgart am Hauptbahnhof eine Info über den Zug nach Tübingen einholen. Ich fragte also die Dame... und das erste was sie antwortete war: "Können Sie mich so hören?" Gut, kann auch sein, dass die Dame das jeden fragt, glaube ich aber nicht. Ich glaube, die hat tatsächlich meine HG's gesehen. Das war mal nett.

Ganz beschwingt von dieser Erfahrung ging ich dann zum Bahnsteig und stieg in den Zug. Da ich schon den ganzen Tag in lärmenden Zügen gesessen hatte, beschloss ich, meinen Ohren mal Ruhe zu gönnen, schaltete die Hörgeräte aus, schnappte mir ein Buch und begann zu lesen. Sollte man nicht machen. Irgendwann kam nämlich ein junger Mann, der auf dem freien Platz neben mir sitzen wollte, auf dem aber noch meine Tasche stand. Er muss mich mehrmals angesprochen haben, aber ich habe nichts gemerkt. Schließlich tippte er mich an - immerhin! - und als ich aufblickte schaute mal wieder der halbe Großraumwagen zu mir herüber.

Das Schwierige einer Hörbehinderung ist eben auch die Tatsache, dass sie nicht sichtbar ist.

4 Kommentare:

  1. Hörgeräte sichtbar? Von vorn kaum, weil der Schlauch zum Ohrstück durchsichtig ist, üblicherweise auch das Ohrstück. Für mich kaum zu erkennen.
    Die Hörgeräte "verschwinden", wenn sie nicht gar zu groß sind (die Zeiten dürften für die meisten Schwerhörigen vorbei sein), hinter der Ohrmuschel.
    Da müsste man schon kurz geschorene Haare haben und der "Ansprechpartner" von hinten kommen, dann sieht er die Hörgeräte.

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    1. Ja, genau. Und oft sind die Ohrstücke ja auch noch durchsichtig, außerdem bemüht sich die moderne Hörgerätetechnologie ja sehr darum, die Geräte immer unsichtbarer zu machen (was ich persönlich blöd finde...).
      Ich denke, es ist tatsächlich die Scham für die eigene Behinderung, die uns Hörgeräteträger immer denken lässt, die Dinger sein weithin sichtbar. Für uns wirken sie einfach größer und auffälliger, als sie sind.

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  2. Meine Behinderung ist auch nicht sichtbar, für eine Binde oder einen Blindenstock sehe ich VIEL zu gut, dennoch macht sich die Behinderung (wohl eher vor allem für die "Außenstehenden") im Alltag durchaus bemerkbar ...
    Und wenn mich jemand von hinten sieht ... man sieht's einfach nicht, kein Zeichen weist darauf hin ...

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  3. Vielen Dank für Ihren interessanten Kommentar zu Ihrer Sehbehinderung. Ihre Behingerung kann man also auch nicht sehen. Wenn sich Ihre Behinderung im Alltag bemerkbar macht, merken die Leute denn dann, dass Sie eine Sehbehinderung haben? Oder ziehen die Leute falsche Schlüsse?
    Die Schwerhörigkeit macht sich im Alltag ja auch bemerkbar, aber die Leute ziehen oft völlig falsche Schlüsse. Die denken erstmal, dass der Hörgeschädigte arrogant, stur, dumm, schwer von Begriff, schüchtern, seltsam ... etc. pp. sei. Bis man es dann irgendwie aufklären kann und auf die Hörschädigung verweisen kann.

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