Jasna Góra

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Mittwoch, 23. März 2016

Ein paar unsortierte Gedanken zu Kreuz und Leid

In unserer Gemeinde gibt es ein Fastentuch, oder Hungertuch.

Die Bilder, die auf dem Hungertuch abgebildet sind, wurden von Kindern des katholischen Kinderhauses St. Johannes Tübingen gemalt. Sie haben sich im Kindergarten mit dem Kreuzweg Jesu beschäftigt.

Das Foto rechts unten zeigt den Altarraum von St. Johannes. Das Kreuz über dem Altar ist mit diesem Fastentuch verhängt worden.

Die Bilder gefallen mir (auch wenn ich ehrlich gesagt nicht immer erkenne, was auf den Bildern dargestellt ist) und es freut mich, dass die Kinder sich so intensiv mit dem Leidensweg Jesu auseinandergesetzt haben. Gerade auch im Vergleich zu den recht seltsamen "Installationen" der letzten Jahre ist das Tuch sehr gelungen.

Trotzdem stehe ich ein bisschen auf dem Schlauch. Irgenwie entsteht bei mir der Eindruck, dass hier sozusagen der Schrecken des Kreuzes in bunte Kinderbilder verpackt und somit verharmlost werden soll.

Sicher ist es so, dass wir Christen den Karfreitag im Lichte von Ostern sehen und dass im Blick des Glaubens das Kreuz eben nicht mehr ein Zeichen des Schreckens, sondern ein Zeichen der Erlösung ist.

Dennoch ist da am Karfreitag zunächst einmal das Leiden und der Tod Jesu. Durch die Auferstehung wird das Leid verwandelt, aber es wird dadurch ja nicht weniger schlimm. Da ist also zunächst das Dunkel und auch der Schrecken. Das Kreuz ist eben auch ein Zeichen, das irritiert.

Ich frage mich, ob man dem Kreuz nicht seine irritierende Wirkung auch lassen sollte. Joseph Ratzinger hat einmal in Bezug auf Martin Luther gesagt, dass der Mensch zunächst einmal auch über sich erschrecken muss, bevor er zu Gott finden kann. (Vgl. Joseph Ratzinger: Salz der Erde, München 2007, S. 28.)

Hinzu kommt, dass das Kreuz sozusagen die Grundlage des christlichen Glaubens ist: "Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Mt 10,38) Das Kreuz enthält also auch ein Anspruch an uns. In der Geschichte der Kirche hat es viele Gläubige gegeben, die für ihren Glauben mit dem Leben bezahlt haben. Dieser Aspekt wird meiner Meinung nach in der Verkündigung in Deutschland doch sehr vernachlässigt.

Das Hoffnungsvolle des Kreuzes liegt aus meiner Sicht nicht darin, dass das Leiden schnell von der Auferstehung abgelöst wird. Der hoffnungsvolle Aspekt des Kreuzes liegt darin, dass Jesus am Karfreitag in den tiefsten Abgrund der menschlichen Existenz hineingegangen ist und so das Leid und den Tod von innen her aufgebrochen hat.



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