Jasna Góra

Jasna Góra

Sonntag, 12. April 2015

Mürrische Frau bei der Post

Was mich an der Schwerhörigkeit manchmal sehr nervt, ist der Umstand, dass man immer die volle Breitseite abbekommt, wenn man schlecht gelaunten Menschen begegnet.

An einem Donnerstag war ich bei der Post. Die Post schließt um 19 Uhr. Ich stand um 18 Uhr 55 am Schalter und wollte meine zwei Briefe zahlen. Außer mir waren keine weiteren Kunden da.

Die Dame am Schalter nannte einen Preis, den ich nicht verstand und die Preisanzeige an der Kasse war nicht einsehbar. (In der Regel rechne ich mir auch vorher schon aus, wieviel es kosten wird, aber diesmal wusste ich nicht, wieviel Porto noch drauf muss.) Ich fragte nach. Die Dame blaffte mich an: "1 Euro 20, habe ich doch schon gesagt." Ich legte das Geld hin und sagte, das ich schwerhörig sei. Sie sagte nichts mehr und ich ging. Ich verstehe wirklich nicht so ganz, warum sie keine Geduld zum Wiederholen hatte, es waren noch fünf Minuten bis Ladenschluss und hinter mir stand ja niemand mehr. Außerdem ist es ja auch nicht so, dass ich ständig um kurz vor knapp in der Postfiliale aufkreuze.

Am Samstag drauf war ich wieder da, gleiche Postfiliale, gleiche Mitarbeiterin, ich war wieder einzige Kundin, aber es waren noch mehr als drei Stunden bis Ladenschluss. Die Dame hatte wieder keine Zeit den von ihr dahingenuschelten Preis zu wiederholen. Vielleicht sollte ich die Postfiliale wechseln. Es ist ja schließlich nicht so, dass ich absichtlich schlecht höre und nachfrage, um die Leute zu ärgern. Es ist mir ja selber unangenehm, wenn ich mehrmals nachfragen muss. Besonders dann, wenn sich in meinem Rücken bereits eine Schlange gebildet hat und ich das Gefühl habe, dass bei den Leuten hinter mir langsam die Mordlust wächst, weil es bei mir so quälend langsam vorangeht.

Es stört mich ja selbst, dass ich nicht zuhören und gleichzeitig noch etwas anderes tun kann. Ich kann nicht zuhören und gleichzeitig in der Bratpfanne herumrühren, ich kann nicht zuhören und gleichzeitig ein Schnitzel schneiden, ich kann nicht zuhören und gleichzeitg schon mal das Geld aus dem Portmonnaie kramen. Ja, ich kann nicht mal zuhören und gleichzeitig laufen, weil ich dann nämlich ständig "Leute oder Laternenpfähle anrempeln" würde.

Das bedeutet also, das bei mir alles länger dauert, weil ich alles nacheinander machen muss. Erst laufen, dann reden. Erst kochen, dann sich unterhalten. Erst zuhören, dann das Schnitzel schneiden...

Immerhin führt das dazu, dass ich allen meinen Tätigkeiten eine besondere Aufmerksamkeit schenke und nichts nebenher mache. Das ist ja auch eine gute Übung, nicht wahr?

Im Umgang mit Schwerhörigen muss man manchmal viel Geduld haben, schlecht gelaunte Leute haben meistens keine.

1 Kommentar:

  1. (Kleiner Tip am Rande: Etwa das zu zahlende Porto abschätzen und, egal ob verstanden oder nicht, mit dem "nächstgrößeren" Geldschein oder Geldstück bezahlen. Das entspannt die Nerven ...)

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