Jasna Góra

Jasna Góra

Sonntag, 4. Oktober 2015

Hörst Du besser? Oder: Hören kommt vom Gehirn

Nachdem ich also gestern und vorgestern gegen Geschichtsrevisionisten zu Felde gezogen bin (was mir einen Anstieg der Leserzahlen beschert hat) gibt's heute ein harmloses Thema, nämlich das Hören.

Heute morgen war ich mit einer Freundin frühstücken. Nach dem Frühstück meinte sie, ich hätte sie viel besser verstanden als früher, ob ich neuerdings besser hören würde.

Nein, ich höre noch nicht besser. Meine Hörkurve ist immer noch dieselbe. Aber zum einen sind Hören (also das Wahrnehmen akustischer Reize) und Verstehen zwei verschiedene Dinge. Klingt jetzt komisch, ist aber so. Ein Geräusch höre ich als Hörgeschädigte einfach so, wie ich es höre und kann es dann auch zuordnen. Wenn ich einzelne Frequenzen des Geräuschs nicht höre, macht das nichts, weil ich das Gesamtgeräusch trotzdem wahrnehme.

Bei Sprache hingegen ist man aufgeschmissen, wenn man bestimmte Frequenzen nicht hört. Weil da eben wichtige Informationen drin sind, die für das Sprachverstehen wichtig sind.

Hören und Sprachverstehen sind aber immer eine Sache des Gehirns. Mit einem neuen Hörgerät zum Beispiel oder auch mit dem CI klingt die Welt plötzlich ganz anders. Mit der Zeit gewöhnt sich das Gehirn aber an die neuen Reize und kann die Geräusche dann zuordnen. Nach ein paar Wochen mit neuem Hörgerät klingt die Welt für mich wieder "normal" (also so wie mit dem alten Hörgerät).

"Das Gehirn macht aus dem , was ankommt, mit der Zeit einfach das, woran es gewöhnt ist. Oder was es gerne hätte." (Alexander Görsdorf, Taube Nuss, Reinbek bei Hamburg 2013, S.179)
Das Sprachverstehen hängt in mehrfacher Hinsicht vom Gehirn ab. Zum einen, weil das Hören eine Sache des Gehirns ist. Manche Menschen verstehe ich auf anhieb gut, weil sie deutlich sprechen, andere verstehe ich zunächst nicht so gut, gewöhne mich aber mit der Zeit an ihre Stimme, an ihr Lippenbild und an ihre Aussprache. Dann klappt das Verstehen besser. Manche Menschen verstehe ich dann irgendwann so gut, dass ich sie auch ohne Worte verstehe :) Sprachverstehen ist für mich aber auch deswegen eine Sache des Gehirns, weil ich ja nicht nur hören muss, sondern auch Lippenlesen und sogar noch kombinieren (d. h. das was ich weder hören noch absehen konnte, aus dem Kontext heraus erschließen). Das ist anstrengend. Und wenn ich schon müde oder erschöpft bin, dann verstehe ich halt einfach nicht so gut. Bin ich dagegen frisch und ausgeruht, verstehe ich besser. Und genau das war heute morgen der Fall.

Dazu noch ein kleiner Link: https://rehagroenenbach.wordpress.com/2013/12/10/sprachverstehen-sprachverarbeitung/

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