Jasna Góra

Jasna Góra

Samstag, 3. Oktober 2015

So schnell kann's gehen

So schnell hat man einen Rassismusvorwurf am Hals.

Ich habe auf einem anderen Blog einen Kommentar verfasst zu einem polnischen Priester, der Artikel aus der Zeitung Junge Freiheit auf seinem facebook-Profil geteilt hat. Der Kommentar ist sehr lang, er ist hier zu finden.

Ich habe mich in dem Kommentar recht kritisch zur Jungen Freiheit geäußert, da diese ein revisionistisches Geschichtsbild vertritt. Geschichtsrevisionismus definiert die Wikipedia wie folgt:

"Als Geschichtsrevisionismus bezeichnet man Versuche, ein wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich anerkanntes Geschichtsbild zu revidieren, indem bestimmte Ereignisse wesentlich anders als in der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft erklärt und/oder gedeutet werden."
Ich warf der JF vor, sie würde behaupten, Polen habe den Zweiten Weltkrieg entfacht. Das habe ich tatsächlich sehr polemisch formuliert, das muss ich zugeben. Mir hängen diese ganzen geschichtsrevisionistischen Meinungen inzwischen nämlich schon sehr zum Halse raus. Dazu weiter unten mehr.

Außerdem wunderte ich mich darüber, dass ein polnischer Priester Artikel einer Zeitung teilt, die bezüglich des Zweiten Weltkrieges ein so revisionistisches Geschichtsbild verbreitet.
Ich weiß nämlich aus Erfahrung, dass die polnische Gesellschaft sehr empfindlich ist, was solch revisionistische Tendenzen angeht, das kann man zum Beispiel an diesem Artikel sehen.

Daraufhin schrieb ein unbekannter Leser folgenden Kommentar:






Getroffene Hunde bellen. Das war das erste, was mir dazu einfiel. Dennoch war ich auch erschrocken über die schärfe des Tonfalls, die in diesem Kommentar zum Ausdruck kommt.

Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht so genau, an welcher Stelle genau mein Kommentar rassistisch gewesen sein soll. Wisst Ihr es?

Ich habe auf den Kommentar noch einmal mit einem längeren Kommentar geantwortet. Einen Teil daraus zitiere ich hier:


"@Unknown:
Sie haben Recht, wenn Sie von mir Belege fordern. Als Beispiel dafür, dass die JF geschichtsrevisonistische Thesen vertritt, verweise ich auf Artikel von Stefan Scheil:

https://jungefreiheit.de/kolumne/2014/gedenken-an-den-1-september-1939-ein-routineschwindel/#comments

https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2010/historiker-scheil-steinbach-hat-recht/

https://jungefreiheit.de/kolumne/2014/gewoehnliche-geschichtsklitterei/

Scheil hat übrigens einen langen Eintrag bei der Wikipedia.

In einem Artikel echauffiert Scheil sich darüber, dass der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als deutscher Überfall auf Polen bezeichnet wird. Ja, wie soll man das, was da am 1. September 1939 passiert ist, denn sonst nennen?

Scheil vertritt die These, dass die deutsche Regierung von den europäischen Nachbarn - allen voran Polen - zum Krieg gedrängt worden sei. Das Deutsche Reich hätte gar keine andere Wahl gehabt.

Wie bitte? Die deutsche Wehrmacht ist am 1. September 1939 in Polen einmarschiert, hat dort gemeinsam mit Angehörigen der Waffen-SS schlimme Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübt, und Stefan Scheil kommt daher und behauptet, das deutsche Reich hätte zwangsläufig so handeln müssen, weil es keine andere Wahl gehabt hätte.
Das ist sehr wohl der Versuch, die Verantwortung für den Ausbruch des Krieges von Deutschland weg auf andere Staaten, allen voran Polen, zu schieben. Das ist sogar der Versuch, die Verantwortung für deutsche Gräueltaten auf andere Staaten zu schieben. Und damit relativiert Stefan Scheil sehr wohl den Nationalsozialismus. In all seinen Artikeln unterschlägt er nämlich eben jene Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Anghörige der Wehrmacht und der Waffen-SS in Polen verübt haben. Er tut so, als hätte es diese Verbrechen gar nicht gegeben.

Ich verweise hier noch auf einen Artikel bei der Wochenzeitung "Welt".

http://www.welt.de/kultur/article4439020/Allein-Hitler-war-am-Zweiten-Weltkrieg-schuld.html

Wenn ich von "antipolnischen" Tendenzen in der JF spreche, dann meine ich damit nicht deren Berichterstattung über polnische Autodiebe, sondern eben jenes revisionistische Geschichtsbild, das in der JF verbreitet wird. Da ich nirgends etwas über polnischen Autodiebe geschrieben habe, ist Ihr Rassismusvorwurf unhaltbar."

Nun kann man tatsächlich nicht sagen, dass Scheil Polen die alleinige Schuld am Zweiten Weltkrieg gibt. Meine Formulierung in meinem ersten Kommentar war da wirklich überspitzt und drückt doch eher meinen Ärger über die revisionistischen Geschichtsbilder aus. Dennoch versucht Scheil ganz klar, die Verantwortung für den Ausbruch des Krieges von Deutschland weg auf andere Staaten, allen voran Polen zu schieben. Nun ist Stefan Scheil nicht die JF, aber die JF bietet ihm eine Plattform. Mein Vorwurf an die JF ist also weder infam noch unwahr. Die JF vertritt ein revisionistisches Geschichtsbild, das die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg von Deutschland weg auf andere Staaten, besonders auf Polen schiebt. Im Übrigen gibt es auch noch etliche andere Historiker, die meine Einschätzung zu Stefan Scheil und zur JF teilen.

Nun bin ich mal gespannt, ob ich noch eine Antwort auf meinen Zweiten Kommentar bekomme.

Eigentlich sollte mein Blog ja ein verbindendes Blog sein und ich wollte mich nicht allzu sehr mit kontroversen Themen aufhalten. Aber da ich mich im Rahmen meiner Dissertation ja mit vielen verschiedenen Meinungen und Geschichtsdeutungen auseinandersetzen muss, kannte ich die JF und ihre Thesen. Und da es auch noch um einen polnischen Priester ging, hat es mir irgendwie in den Fingern gekribbelt. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen