Jasna Góra

Jasna Góra

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Immer nur dasselbe?

Es gibt ja Leute, die sich daran stören, dass die Heilige Messe immer gleich abläuft. Langweilig, verknöchert, sagen sie. Immer nur die alte Leier.

Ich als Schwerhörige kann diese Kritik überhaupt nicht nachvollziehen. Für mich ist es ein unglaublicher Segen, dass die Heilige Messe immer die gleiche Struktur hat, das bestimmte Gebet immer an derselben Stelle gesprochen werden. Es ist für mich ein Segen, dass die Heilige Messe immer mit dem Kreuzzeichen und "Im Namen des Vaters ..." begonnen wird. Auch die Gesten des Priesters an bestimmten Stellen (zum Beispiel das Hochhalten des Evangeliars nachdem das Evangelium gelesen wurde) sind für mich ein Segen.

Warum? Nun, ich bin jetzt 29 Jahre alt, gehe von der Pike auf jeden Sonntag in die Heilige Messe. Auch wenn man schwerhörig ist, kennt man mit der Zeit den Ablauf der Heiligen Messe. Es gibt immer mal wieder lichte Momente, wo man plötzlich versteht, was der Pfarrer da sagt und was die Gemeinde antwortet. Und die Gebete, die ich von Zuhören einfach nicht lernen konnte, weil ich es nicht verstand, habe ich im Schott nachgeschlagen. Das heißt, dank der immer gleichen Struktur kann auch ich als Schwerhörige einer Heiligen Messe gut folgen und ich weiß immer, bei welchem Teil der Messe wir nun gerade sind, auch dann, wenn ich akustisch einmal gar nichts verstehe. Dennoch kann ich immer an der Messe teilhaben.

In meinem Post zum Thema "Barock" habe ich bereits ein wenig erläutert, wie wichtig für mich auch die anderen Sinne sind, und wie sehr ich es schätze, wenn die Heilige Messe "gut katholisch" mit Weihrauch und schönem Messgewand gefeiert wird. Wie sehr ich es schätze, wenn die Gebete auch einmal gesungen werden. All diese Dinge helfen mir, an der Heiligen Messe teilzuhaben.

4 oder 5 Besuche in evangelischen Gottesdiensten berechtigen mich jetzt nicht zu weitreichenden Schlussfolgerungen, auch in Anbetracht der vielen Denominationen, die es gibt. Allerdings hatte ich in den Gottesdiensten, die ich besucht habe, sehr große Schwierigkeiten mitzukommen. Es ist nicht immer und überall die gleiche Struktur, es gibt keinen Schott, wo man den Ablauf und die Gebete nachschlagen kann, es ist nicht immer klar, wann man aufsteht und wann man sitzt, es gibt keine schönen Messgewänder. Meist gibt es auch keine schönen Bilder mit Glaubensinhalten, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann, wenn man mal nichts versteht. Es gibt auch keinen Tabernakel, das heißt, man kann auch keine stille Anbetung halten, wenn man mal nichts versteht. Einmal glaubte ich sogar, mich zu einer standesamtlichen Hochzeit verirrt zu haben, weil die Hochzeit auf einem Schloss stattfand und der Priester gar kein Gewand trug, sondern in Anzug und Krawatte da stand. Es sollte aber wirklich eine kirchliche Hochzeit sein. Auch erinnere ich mich an einen Gottesdienst an Heilig Abend, wo die Kirche in ein Theater umgewandelt worden war und wo bei schummriger Beleuchtung ein Theater stück aufgeführt wurde, in dem Tücher eine wichtige Rolle spielten. Was das Theaterstück mit Weihnachten zu tun haben sollte, war leider nicht ersichtlich.

Man verstehe mich nicht falsch, ich möchte mit diesen Worten nicht die evangelischen Gottesdienste bashen. Ich möchte nur deutlich machen, dass die feste Struktur katholischer Messen mir eine sehr große Hilfe ist, um an der Messe teilhaben zu können. Ich bin sehr dankbar, für die "immer selbe Leier".

Man kann sich vorstellen, dass ich aus diesem Grund mit Grausen sehe, dass manche katholische Priester (und/oder Laien) außerordentlich bemüht sind, die Heilige Messe "kreativ" zu gestalten. Da kommt man nicht mehr im schönen Messgewand mit Christusmongramm, sondern nur noch in kartoffelsackartiger Kutte und schmalstmöglicher Stola (am besten Batik). Da wird kein Weihrauch mehr verwendet. Da werden die liturgischen Gesten auf ein Minimum reduziert. Da bringt man selbstgebastelte Gebetchen an, die sich in keinem Schott nachschlagen lassen. Da wird kein Agnus Dei mehr gebetet, sondern irgendein liebliches Friedensliedchen gesungen. Da soll man zu Beginn der Messe seinem Sitznachbarn die Hand schütteln und sich vorstellen. Da wird plötzlich statt der Lesung Theater gespielt, oder es wird nicht die vorgeschriebene Lesung genommen, sondern irgendein Text aus irgendeinem literarischen Werk gelesen. Da kann ich als Schwerhörige gar nicht mehr an der Messe partizipieren.

Für mich ist die Heilige Messe kein Event, wo man sich selbst verwirklichen kann. Für mich ist die Heilige Messe ein Ort der Gottesbegegnung. Sie ist ein Stück Himmel auf Erden. In einer würdevoll gefeierten Heiligen Messe treten wir Menschen zurück und Gott tritt hervor. Wenn allerdings in der Heiligen Messe Theater gespielt wird oder irgendwelche selbtgebastelten Gebetchen verwendet werden, funktioniert das nicht mehr, weil dann der Mensch zu stark hervortritt und Gott den Platz streitig macht.

Bei den Messgewändern verhält es sich übrigens ähnlich. Wenn der Priester ein schönes Messgewand trägt (vielleicht sogar mit Christusmonogramm oder Lamm Gottes), dann kann ich durch das Gewand hindurch auf Gott schauen. Das Gewand ist der Schlüssel oder das Fenster zum Himmel. Der Priester tritt zurück und Gott tritt hervor. Wenn der Priester nur eine Kutte trägt, funktioniert das nicht. Das ist dann quasi ein milchiges Fenster, durch das man nicht hindurchschauen kann.

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