Jasna Góra

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Dienstag, 14. Oktober 2014

Barock

Der Herr Alipius hat kürzliche einen schönen Post über Barock und Barockkirchen veröffentlicht.
Ich selbst hätte es gar nicht so schön formulieren können, deswegen darf ich an dieser Stelle aus dem Post zitieren:

"Ich gestehe lediglich, daß ich einen Vorgeschmack auf den Gesang der Engel, das Licht der Welt, das Wort des Lebens und die ewige, alleinseligmachende Schau am ehesten Barockkirchen verspüre. Ich gestehe, daß ich in Barockkirchen ein Kind bin, dem sich durch einen Nebel begeisterter Schwärmerei die Hand des Vaters entgegenstreckt. Ich gestehe, daß all das, was ich fühle, wenn mir mal wieder einfällt, daß ich ja katholisch bin, in Barockkirchen eingetragen steht wie in Listen. Ich gestehe, daß, wenn mein Körper eine Barockkirche verläßt, meine Seele murmelt "Ich will aber noch ein wenig zu Hause bleiben"."

Schön!
Ich mag Barockkirchen auch sehr. Wenn ich in der Hl. Messe schon nichts verstehe (weil ich ja schwerhörig bin), dann will ich wenigstens was sehen. Und wo gibt es mehr zu sehen, als in einer Barockkirche? Natürlich können auch die Fenster gothischer Kathedralen sehr spannend sein. Aber das Problem ist, dass man die Motive oft nicht gut erkennen kann (sofern sie denn Motive haben und nicht einfach nur bunt sind).

Das Schöne an den Barockkirchen ist, dass die Bilder und Ornamente auch eine Botschaft haben. Es geht dort nicht nur um bloßes Farb- oder Lichtspiel. Manche Kunstwerke zeigen Aspekte aus dem Leben eines Heiligen, andere stellen die Rosenkranzgeheimnisse dar, wieder andere zeigen den Pelikan oder Christusmonogramme. All diese Bilder zeigen mir Aspekte des Glaubens, die mir bis dahin vielleicht noch gar nicht so bewusst waren. Und da ich von den Predigten oft nichts verstehe, bin ich eben sehr dankbar, wenn es wenigstens ein paar Bilder gibt, die mir was sagen.

Ich bin einmal in Krakau in einer Barockkirche zur Anbetung gewesen. In den Barockkirchen gibt es ja meist einen besonderen Plazt am Hochaltar, wo das Allerheiligste ausgesetzt wird. Nachdem der Priester den Segen erteilt und das Allerheiligste wieder in den Tabernakel getan hatte, stellte er an diese Stelle (wo also vorher die Monstranz mit dem Allerheiligsten gestanden hatte), ein goldenes Kreuz hin. In dem Moment ist mir nocheinmal bewusst geworden, dass das Geheimnis der Eucharistie mit dem Geheimnis des Kreuzes verbunden ist. Natürlich ist mir das sonst auch klar, aber durch diese kleine Geste ist mir das noch einmal ganz besonders greifbar geworden.

Was für die Bilder gilt, gilt übrigens auch für die Feier der Heiligen Messe. In der Pfarrei meiner Kindheit gabe es einen Pfarrer, der die Messe immer sehr - ich nenne es mal - barock gefeiert hat. Er hat die Gebet oft gesungen, er hatte schöne Gewänder auf denen mehr zu sehen war, als nur ein paar Batikstreifen (zu Ostern beispielsweise hatte er immer ein Gewand mit dem auferstandenen Christus), Weihrauch durfte bei ihm nur selten fehlen.

Für mich war es das Beste, was mir passieren konnte. Ich durfte die Messe mit allen Sinnen erfahren, was für jemanden der schlecht hört, sehr wichtig ist. Was in der Heiligen Messe gesprochen wird, verstehe ich nur sehr selten. Wenn unser Pfarrer aber bei der Wandlung gesungen hat (Musik kann ich hören, denn Musik ist etwas anderes als Sprache), wusste ich intuitiv, jetzt passiert etwas ganz Besonderes. Auch die schönen Messgewänder mit den Bildern oder Symbolen waren für mich wichtig, weil ich auf diese Weise sozusagen durch den Priester hindurch auf Christus schauen konnte. So habe ich schon ganz früh verstanden, dass der Priester in Persona Christi die Messe feiert. Und auch der Weihrauch hat meine Seele und meinen Blick nach oben gezogen.

Ich habe also, obwohl ich akustisch nicht viel verstehen konnte, dennoch den Zugang zum Glauben gefunden, nämlich über die anderen Sinne. Deswegen finde ich es immer sehr schade, wenn Priester (und Laien) heute meinen, das ganze "Brimborium" von schönen Gewändern, über Weichrauch, gesungene Gebete oder schönen Blumenschmuck bräuchte man heute alles nicht mehr, es käme allein auf das gesprochene Wort an. Natürlich, Glaube und Vernunft gehören zusammen. Das ist sehr wichtig, das hat ja auch Papst Benedikt immer betont. Aber die Eucharistie ist ein Geheimnis. Dieses Geheimnis kann man mit dem Verstand nicht richtig fassen. Das kann man emotional oder intuitiv viel besser begreifen.

Deswegen denke ich manchmal, dass eine zu starke Betonung des Wortes und damit des Verstandes in der Heiligen Messe einer tiefen Glaubenserfahrung eher hinderlich ist. 

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