Jasna Góra

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Dienstag, 11. November 2014

Hirte

Ich habe gemerkt, dass am Donnerstag das Tagesevangelium das Gleichnis Hirten und dem verlorenen Schaf enthielt. Das hatte ich noch nicht gewusst, als ich meine Internetfundstücke präsentiert habe. Ich habe es erst am Abend bemerkt. Da es aber nun zu diesem "Zufall" gekommen ist, dachte ich mir, dass ich die beiden Fotos vielleicht doch nicht so unkommentiert stehen lassen kann.

Falls jemand von Euch den Film "Leben des Karol Wojtyla" von Giacomo Battiato gesehen hat, dann hat er auch die Stelle gesehen, als Stefan Wyszynski von den Kommunisten verhaftet wird. Auf die Vorwürfe der Kommunisten erwidert Wyszynski: "Ich bin derselbe, der ich immer war. Ich verteidige die christliche Seele dieses Landes und seinen Sinn für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit."

Es ist eher unwahrscheinlich, dass sich der Wortwechsel wirklich so abgespielt hat, wie in dem Film dargestellt. Dennoch glaube ich, dass diese Szene Wyszynskis Haltung sehr gut zum Ausdruck bringt. Die wichtigste Kategorie in seinem Denken war das Seelenheil. Das mag heutzutage vielen befremdlich vorkommen, denn wir heute sind ja doch allzusehr mit unserem irdischen Heil beschäftig. Also, die wichtigste Kategorie in Wyszynskis Denken war das Seelenheil. Zweitens war ihm immer klar, dass er sich eines Tages vor Gott verantworten muss. Er hat sich also verantwortlich gefühlt, für das Seelenheil derer, die Gott ihm anvertraut hat. Aus diesem Verantwortungsgefühl heraus hat er gehandelt.

Deswegen hat er sich auch politisch geäußert. Viele (säkulare) Historiker sagen immer, Wyszynski habe Politik gemacht. Sicher hat er sich politisch geäußert, aber doch nicht, weil er Politik machen wollte, sondern weil nicht schweigen konnte angesichts der staatlichen Versuche, die Menschen von Gott abzubringen. 

Deswegen war er sehr klar und geradlinig in der Verkündigung. Er hat die Inhalte der kirchlichen Lehrer immer klar benannt und die Gläubigen aufgefordert, sich daran zu halten. Aber er war auch sehr gütig und zugewandt in der persönlichen Begegnung mit den Menschen. Während des Krieges hat Stefan Wyszynski blinde Kinder betreut. Einer dieser Jungendlichen erzählte einmal, dass er manchmal länger nicht beichten war und Wyszynski ihn dann freundlich aufmunterte: Junge, nun komm mal wieder beichten.

Die Bischöfe Stefan Wyszynski, Karol Wojtyla und Antoni Baraniak.
Sie verteilen die wundertätige Medaille.


Letztlich denke ich, dass die Leute seine klare Haltung geschätzt haben. Sie haben Wyszynski geschätzt, nicht obwohl er manchmal unbequem war, sondern gerade weil er manchmal unbequem war. Weil sie gemerkt haben, da nimmt uns jemand ernst, wir liegen ihm wirklich am Herzen. Er speist uns nicht mit billigen Kompromissen ab.

Als Wyszynskis Sarg durch die Straßen Warschaus getragen wurde, knieten (!) die Menschem am Straßenrand:https://www.youtube.com/watch?v=isEhUDUKMJs

Und noch etwas: Stefan Wyszynski starb an Christi Himmelfahrt. Ich denke, damit hat Gott schon alles gesagt.

Über dieses Blumenmeer wird der Sarg des polnischen Primas getragen.

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