Jasna Góra

Jasna Góra

Sonntag, 2. November 2014

Schwimmbad

Neulich kam nach meinem Aquafitness-Kurs ein Mann aus dem Kurs zu mir und fragte, ob ich schwerhörig sei. Ich bejahte und er fragte, wie ich das denn dann im Schwimmbad mache. Ich setzte zu einer Erklärung an, kam aber nicht weit. Ich konnte gerade noch sagen, dass ich meine Hörgeräte im Wasser nicht tragen kann, weil das Gehäuse nicht wasserdicht ist und Elektronik beim Kontakt mit Wasser natürlich kaputt geht.

Ich hatte eigentlich noch erklären wollen, dass ich von den Lippen absehe, und dass ich immer gucke, was die Trainerin am Beckenrand vormacht und das dann nachmache. Ich kam allerdings nicht mehr dazu, das zu sagen, weil er mich unterbrach, und meinte, dass es doch ganz bestimmt Hörgeräte gebe, die auch wasserdicht sein. Ich versuchte nocheinmal zu sagen, dass es das nicht gibt, aber er hörte kaum zu und meinte: "Doch, bestimmt. Fragen Sie dochmal ihren Arzt."

Das habe ich immer gern. Eine Person, die keine Ahnung von Hörtechnik hat (der Mann ist weder Akustiker, noch ist er selbst hörgeschädigt), glaubt, mir sagen zu können, was es doch ganz bestimmt alles an Hörtechnik gibt. Und selbst wenn es ein wasserdichtes Hörgerät gäbe, hat der gute Mann eigentlich eine Ahnung, wer den Luxus bezahlen soll?

Sicher, das war bestimmt gut gemeint, aber gut gemeint kann trotzdem auch nervig sein. Nervig auch deswegen, weil es den Mann offensichtlich gar nicht wirklich interessiert hat, wie ich im Schwimmbad höre. Statt auf meine Antwort einzugehen, hat er mich mit wohlmeinenden Ratschlägen über vermeintlich existierende Hörtechnik abgespeist. Wenn's ihn aber doch nicht interessiert, wieso fragt er dann?

Ein anderes Mal, kam ich sozusagen kurz vor knapp im Schwimmbad an, zog mich um und suchte dann einen Spind für meine Sachen. Ich fand einen, andere Frau war aber schneller, also wandte ich mich ab, und sucht einen anderen, den ich auch fand. Dann begann die Frau, mich von der Seite anzuprechen. Ich hatte es eilig (es war kurz vor knapp), und wenn ich meine Hörgeräte nicht trage, unterhalte ich mich nur äußerst ungern. Weil ich nämlich nicht alles absehen kann. Manche Buchstaben sehen gleich aus, zum Beispiel p und b. Und ein r zum Beispiel kann man manchmal gar nicht sehen. Ich unterhalt mich also nur äußerst ungern ohne Hörgerät und für mich bestand da an dem morgen auch keinerlei Kommunikationsbedarf. Die Frau war schneller gewesen als ich, so ist das Leben. Und ich hatte ja noch einen anderen Spind gefunden. Für mich war die Sache damit erledigt. Die Dame jedoch fühlte sich verpflichtet, mir zu erklären, dass es ja keineswegs eine böse Absicht von ihr gewesen sei etc. etc. Erst habe ich sie kurz ignoriert und meine Sachen in den Spind geräumt, dann habe ich gesagt, dass ich ohne Hörgeräte nicht viel hören kann.

Sie fand das nicht sehr höflich, das kann ich auch verstehen. Aber ich fand es auch nicht sehr höflich, dass sie mich schon so früh am morgen mit völlig unnützen Gesprächen behelligt hat.

Nach dem Schwimmen (als ich meine Hörgeräte wieder trug) kam sie nocheinmal auf mich zu und meinte, ich solle doch einfach gleich sagen, dass ich schwerhörig sei, sie kenne das von ihrer Mutter. Oha! Die Dame ist ca. Mitte 50, ihre Mutter dürfte also ca. 80 sein. Ich habe das schon als Teenager gehasst, wenn die Leute beim Anblick meiner Hörgeräte gesagt haben: "Ach ja, das kenne ich, mein Opa ist auch schwerhörig." Welcher Teenager lässt sich schon gerne mit alten Leuten vergleichen? Außerdem ist Altersschwerhörigkeit eine völlig andere Art der Schwerhörigkeit, als eine hochgradige Schwerhörigkeit von Geburt an.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen